Im Juni war ich beim 15-Jahre-Jubiläum der Landesforschungsgesellschaft Salzburg Research eingeladen. Zunächst habe ich mir gedacht: Gääähn, das kann ja heiter werden – Forschung ist ja nicht so mein Ding. Meine Furcht war aber völlig unbegründet. Ganz im Gegenteil: Beim Auftritt des Kabarettisten Ingo Vogl hat es mir vor lauter Lachen fast die Sicherungen durchgebrannt.

Wie kommt man eigentlich darauf, ein Forschungskabarett zu veranstalten? Darüber und über noch ein bisschen mehr habe ich mit den beiden Salzburg-Research-Mitarbeiterinnen Julia Eder (Event- und Projekt-Management) und Birgit Strohmeier (Leitung Communications/PR) geplaudert. Wie gut die beiden drauf sind, verraten schon die Fotos. 😉

Ich war überrascht, dass bei Eurem Geburtstagsfest der Kabarettist Ingo Vogl aufgetreten ist. Ist Unterhaltung ein Zugang, mit dem man Wissenschaft gut transportieren kann?

Birgit: Also wir waren von den Socken, wie toll der Ingo Vogl war. Das Feedback zu seinem Auftritt war durch die Bank positiv.

Julia: Man sieht ja auch an Veranstaltungsformaten wie dem Science Slam, dass solche Inszenierungen vom Publikum sehr gut angenommen werden. Im April war im Literaturhaus der erste Science Slam in Salzburg. Das ist ein gutes Format, mit dem man hochwissenschaftliche Themen an die Zielgruppe bringen kann.

Birgit: Wir haben uns aber schwer getan, unsere Forscher zur Teilnahme am Science Slam zu motivieren. Dazu muss man ein bisschen eine Rampensau sein – das liegt nicht jedem.

Trotzdem ist Wissenschaft und Forschung eine oft sehr sperrige Materie. Wie gelingt es Euch trotzdem, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen?

Julia: Ein Highlight ist da sicher die Lange Nacht der Forschung, die am 22. April 2016 zum bereits fünften Mal stattfindet. Europaweit ist die Lange Nacht der Forschung ein einzigartiges Veranstaltungsformat: Wir erreichen so ziemlich jede Zielgruppe, die zumindest ein bisschen Interesse für Wissenschaft und Forschung mitbringt. Die Herausforderung dabei ist es, die hochwissenschaftlichen Ergebnisse so zu erklären, dass es sowohl das Enkelkind als auch die Oma verstehen.

Birgit Strohmeier und Julia Eder von der Salzburg Research
Sperrig ist nur die Bücherwand: Birgit (links) und Julia vermitteln Forschungsergebnisse so, dass alle sie verstehen – vom Kleinkind bis zur Oma.

Stichwort Herausforderung. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwierig ist, Wissenschaftler dazu zu bringen, ihre Ergebnisse öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Oder täusch‘ ich mich da etwa?

Birgit: Jein. Es ist aber ein ständiger Drahtseilakt. Wir beide schaffen es aber ganz gut, durch eine gewisse Menschenkenntnis und Empathie unseren Forschern ihre Ergebnisse aus der Nase zu kitzeln. Das hat sich in den letzten Jahren deutlich gebessert. Früher war es oft so, dass ich gehört habe: „Das ist eine komplexe Materie – so einfach kann man das nicht darstellen.“ Da wir aber zu 100 Prozent im Eigentum des Landes Salzburg stehen und auch Landesmittel einwerben, haben wir eine Verpflichtung gegenüber der Öffentlichkeit. Wir müssen informieren, was mit diesen Mitteln passiert.

Birgit Strohmeier und Julia Eder
Herausforderung Wissenschaftskommunikation: Birgit und Julia schaffen den Spagat zwischen Anspruch und Verständlichkeit.

Gibt es Themen, die bei Journalisten besonders gut ziehen?

Birgit: Natürlich gibt es Themen, die gehen wie die Feuerwehr. Z. B. wenn Projekte Leben retten können. Wir haben in einem EU-Projekt mitgearbeitet, bei dem es um die Unterstützung der Kommunikation in der internationalen Katastrophenhilfe gegangen ist. Im Katastrophenfall ist es oft so, dass Kommunikationsnetze überlastet oder zu schwach sind. Unser „Mobile Broadband Extender“ ist vergleichbar mit einem mobilen Hotspot, nur mit einem um das Achtfache stärkeren Signal. Solche Geschichten reißen uns die Medien aus den Händen.

Julia: Was man generell sagen kann ist aber, dass wir seit einigen Jahren einfach auch spannendere Themen haben, von der die Öffentlichkeit unmittelbar betroffen ist. Verkehr, Gesundheit, Katastrophen oder Tourismus sind angreifbare Themen.

Birgit: Wir betreuen zwei Modellregionen, die zeigen, wie anwendungsorientiert Forschung sein kann. Einerseits ist das die Modellregion „Floating Car Data“, in der wir die Bewegungsdaten von Fahrzeugen erfassen und Verkehrsteilnehmern in einer eigenen App zur Verfügung stellen. Andererseits haben wir seit Anfang des Jahres auch eine Modellregion zum Thema „Ambient Assisted Living“. Hier dreht sich alles um das unterstützte Wohnen von älteren Personen. Mit neuen Technologien wird versucht, dass Menschen länger eigenständig leben können. Im Techno-Z wird noch dieses Jahr eine Modellwohnung eingerichtet, in der man sich die Lösungen dann auch anschauen kann. Am E-Health-Day am 26. November 2015 werden wir diese Wohnung erstmals herzeigen.

Julia Eder und Birgit Strohmeier von der Salzburg Research
Chapeau! Das 15-Jahre-Jubiläum der Salzburg Research war ein voller Erfolg. Julia (links) und Birgit freuen sich vor der Fotowand mit den zahlreichen Festgästen.

Wie wichtig sind die Neue Medien in Eurer Kommunikation?

Birgit: Wir haben unseren Newsletter „Update“, der viermal im Jahr erscheint. Website und Social-Media-Kanäle werden aber immer wichtiger. So haben wir kürzlich einen eigenen Experten-Blog unter salzburgresearch.at/blog gestartet.

Julia: Ob Social Media für unsere Kommunikation erfolgreich sind, hängt von der Zielgruppe ab. Wenn wir jüngere Zielgruppen ansprechen wollen, wie z. B. bei der Langen Nacht der Forschung, dann spielt Facebook schon eine große Rolle. Für die Vernetzung der Forscherinnen und Forscher ist LinkedIn die relevanteste Plattform.

PS.: Und hier noch das Video zu 15 Jahre Salzburg Research mit einem Ausschnitt von Ingo Vogls Auftritt.

Im Juni war ich beim 15-Jahre-Jubiläum der Landesforschungsgesellschaft Salzburg Research eingeladen. Zunächst habe ich mir gedacht: Gääähn, das kann ja heiter werden – Forschung ist ja nicht so mein Ding. Meine Furcht war aber völlig unbegründet. Ganz im Gegenteil: Beim Auftritt des Kabarettisten Ingo Vogl hat es mir vor lauter Lachen fast die Sicherungen durchgebrannt.

Wie kommt man eigentlich darauf, ein Forschungskabarett zu veranstalten? Darüber und über noch ein bisschen mehr habe ich mit den beiden Salzburg-Research-Mitarbeiterinnen Julia Eder (Event- und Projekt-Management) und Birgit Strohmeier (Leitung Communications/PR) geplaudert. Wie gut die beiden drauf sind, verraten schon die Fotos. 😉

Ich war überrascht, dass bei Eurem Geburtstagsfest der Kabarettist Ingo Vogl aufgetreten ist. Ist Unterhaltung ein Zugang, mit dem man Wissenschaft gut transportieren kann?

Birgit: Also wir waren von den Socken, wie toll der Ingo Vogl war. Das Feedback zu seinem Auftritt war durch die Bank positiv.

Julia: Man sieht ja auch an Veranstaltungsformaten wie dem Science Slam, dass solche Inszenierungen vom Publikum sehr gut angenommen werden. Im April war im Literaturhaus der erste Science Slam in Salzburg. Das ist ein gutes Format, mit dem man hochwissenschaftliche Themen an die Zielgruppe bringen kann.

Birgit: Wir haben uns aber schwer getan, unsere Forscher zur Teilnahme am Science Slam zu motivieren. Dazu muss man ein bisschen eine Rampensau sein – das liegt nicht jedem.

Trotzdem ist Wissenschaft und Forschung eine oft sehr sperrige Materie. Wie gelingt es Euch trotzdem, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen?

Julia: Ein Highlight ist da sicher die Lange Nacht der Forschung, die am 22. April 2016 zum bereits fünften Mal stattfindet. Europaweit ist die Lange Nacht der Forschung ein einzigartiges Veranstaltungsformat: Wir erreichen so ziemlich jede Zielgruppe, die zumindest ein bisschen Interesse für Wissenschaft und Forschung mitbringt. Die Herausforderung dabei ist es, die hochwissenschaftlichen Ergebnisse so zu erklären, dass es sowohl das Enkelkind als auch die Oma verstehen.

Birgit Strohmeier und Julia Eder von der Salzburg Research
Sperrig ist nur die Bücherwand: Birgit (links) und Julia vermitteln Forschungsergebnisse so, dass alle sie verstehen – vom Kleinkind bis zur Oma.

Stichwort Herausforderung. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwierig ist, Wissenschaftler dazu zu bringen, ihre Ergebnisse öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Oder täusch‘ ich mich da etwa?

Birgit: Jein. Es ist aber ein ständiger Drahtseilakt. Wir beide schaffen es aber ganz gut, durch eine gewisse Menschenkenntnis und Empathie unseren Forschern ihre Ergebnisse aus der Nase zu kitzeln. Das hat sich in den letzten Jahren deutlich gebessert. Früher war es oft so, dass ich gehört habe: „Das ist eine komplexe Materie – so einfach kann man das nicht darstellen.“ Da wir aber zu 100 Prozent im Eigentum des Landes Salzburg stehen und auch Landesmittel einwerben, haben wir eine Verpflichtung gegenüber der Öffentlichkeit. Wir müssen informieren, was mit diesen Mitteln passiert.

Birgit Strohmeier und Julia Eder
Herausforderung Wissenschaftskommunikation: Birgit und Julia schaffen den Spagat zwischen Anspruch und Verständlichkeit.

Gibt es Themen, die bei Journalisten besonders gut ziehen?

Birgit: Natürlich gibt es Themen, die gehen wie die Feuerwehr. Z. B. wenn Projekte Leben retten können. Wir haben in einem EU-Projekt mitgearbeitet, bei dem es um die Unterstützung der Kommunikation in der internationalen Katastrophenhilfe gegangen ist. Im Katastrophenfall ist es oft so, dass Kommunikationsnetze überlastet oder zu schwach sind. Unser „Mobile Broadband Extender“ ist vergleichbar mit einem mobilen Hotspot, nur mit einem um das Achtfache stärkeren Signal. Solche Geschichten reißen uns die Medien aus den Händen.

Julia: Was man generell sagen kann ist aber, dass wir seit einigen Jahren einfach auch spannendere Themen haben, von der die Öffentlichkeit unmittelbar betroffen ist. Verkehr, Gesundheit, Katastrophen oder Tourismus sind angreifbare Themen.

Birgit: Wir betreuen zwei Modellregionen, die zeigen, wie anwendungsorientiert Forschung sein kann. Einerseits ist das die Modellregion „Floating Car Data“, in der wir die Bewegungsdaten von Fahrzeugen erfassen und Verkehrsteilnehmern in einer eigenen App zur Verfügung stellen. Andererseits haben wir seit Anfang des Jahres auch eine Modellregion zum Thema „Ambient Assisted Living“. Hier dreht sich alles um das unterstützte Wohnen von älteren Personen. Mit neuen Technologien wird versucht, dass Menschen länger eigenständig leben können. Im Techno-Z wird noch dieses Jahr eine Modellwohnung eingerichtet, in der man sich die Lösungen dann auch anschauen kann. Am E-Health-Day am 26. November 2015 werden wir diese Wohnung erstmals herzeigen.

Julia Eder und Birgit Strohmeier von der Salzburg Research
Chapeau! Das 15-Jahre-Jubiläum der Salzburg Research war ein voller Erfolg. Julia (links) und Birgit freuen sich vor der Fotowand mit den zahlreichen Festgästen.

Wie wichtig sind die Neue Medien in Eurer Kommunikation?

Birgit: Wir haben unseren Newsletter „Update“, der viermal im Jahr erscheint. Website und Social-Media-Kanäle werden aber immer wichtiger. So haben wir kürzlich einen eigenen Experten-Blog unter salzburgresearch.at/blog gestartet.

Julia: Ob Social Media für unsere Kommunikation erfolgreich sind, hängt von der Zielgruppe ab. Wenn wir jüngere Zielgruppen ansprechen wollen, wie z. B. bei der Langen Nacht der Forschung, dann spielt Facebook schon eine große Rolle. Für die Vernetzung der Forscherinnen und Forscher ist LinkedIn die relevanteste Plattform.

PS.: Und hier noch das Video zu 15 Jahre Salzburg Research mit einem Ausschnitt von Ingo Vogls Auftritt.

T1Z1

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