Industrie 4.0 – die zunehmende digitale Transformation wird im deutschsprachigen Raum häufig als „vierte industrielle Revolution“ beschrieben. Unternehmen müssen vor allem Schnelligkeit beweisen, wenn sie mitziehen wollen. Zu diesem Schluss kam die Studie „Digitale Transformation durch Industrie 4.0 und neue Geschäftsmodelle“, durchgeführt von Salzburg Research gemeinsam mit Evolaris und Syngroup.
68 namhafte Unternehmen wurden für das Projekt umfassend qualitativ befragt. Das Ergebnis ist ein fundiertes aktuelles Bild von Industrie 4.0 in Österreich. Die Ergebnisse sollen zu einem besseren Verständnis der digitalen Transformation beitragen und Unternehmen eine Hilfestellung bei der Entscheidungsfindung über ihre I40-Strategie geben. „Viele Unternehmen betrachten die digitale Transformation als rein evolutionären Prozess im Sinne eines logischen technischen Fortschritts, den sie als Teil des Tagesgeschäfts operativ managen. Wir warnen vor einer solchen verkürzten Einschätzung“, sagt Markus Lassnig, Studienleiter und Innovationsforscher bei Salzburg Research. „In der Studie analysieren wir Herausforderungen und Lösungswege für erfolgversprechende Digital-Strategien. Wir zeigen die Dringlichkeit des Themas, fordern die Aufmerksamkeit des obersten Managements und empfehlen die Einbettung aller Aktivitäten in eine umfassende Digitalisierungsstrategie für jedes Unternehmen.“
7 Handlungsempfehlungen für Unternehmen
In der Studie wurden sieben zentrale Handlungsempfehlungen für Unternehmen basierend auf Sekundär-Recherche plus den 68 qualitativen Unternehmensinterviews identifiziert und von externen Experten validiert:
- Digitale Transformation in Unternehmensstrategie integrieren:
Die digitale Transformation sollte nicht nur operativ im Rahmen des Tagesgeschäfts gemanagt, sondern systematisch in die Unternehmensstrategie integriert werden. Die Vorreiter unter den Unternehmen machen dies bereits, aber die Mehrheit der österreichischen Unternehmen sieht Industrie 4.0 bislang primär als operatives Thema – auch basierend auf der verkürzten Sicht, dass die digitale Transformation ein rein evolutionärer Prozess ohne disruptives Potenzial sei. Die Analyse zeigt, dass diese Sichtweise sehr riskant ist und mögliche Wettbewerbsvorteile verspielt. Die empfohlene Integration der digitalen Transformation in die Unternehmensstrategie hingegen reduziert die Gefahr von operativen Schritten in die falsche Richtung, erleichtert eine klare und transparente Kommunikation mit den Mitarbeitern und verdeutlicht die Verankerung im obersten Management. - Mit Stakeholdern im Wertschöpfungsnetzwerk technisch-inhaltlich abstimmen:
Unternehmen sollten sich möglichst frühzeitig und proaktiv mit den relevanten Stakeholdern in ihrem Wertschöpfungsnetzwerk technisch-inhaltlich abstimmen, damit das eigene Unternehmen die Etablierung technischer Standards für sich möglichst vorteilhaft beeinflussen kann und in jedem Fall keine Entwicklung in seinem Wertschöpfungsnetzwerk verpasst. Die Aktivitäten zur Gänze anderen Playern zu überlassen, birgt die Gefahr in seinem Wertschöpfungsnetzwerk durch andere Akteure substituiert zu werden. - IT- und Datensicherheit proaktiv sicherstellen:
Eine pro-aktive Strategie zur Sicherstellung der eigenen IT- und Datensicherheit ist ein Muss für Unternehmen, die sich ihren Platz in erfolgreichen Wertschöpfungsnetzwerken sichern wollen. Die Bedeutung von IT- und Datensicherheit steigt in Zeiten des Industrial Internet of Things weiter an und hat nicht nur technische, sondern auch direkte wettbewerbliche Auswirkungen. Schließlich ist Datensicherheit kein ausschließlich unternehmensinternes Thema, sondern muss auch unternehmensextern hin zu Lieferanten und Kunden sichergestellt werden. Vertiefte Kooperationen werden nur mit Partnern eingegangen, die ihre Hausaufgaben in IT- und Datensicherheit erledigt haben – somit entscheidet das Thema über den Platz eines Unternehmens im Wertschöpfungsnetzwerk. - Eigene Datenstrategie entwickeln:
Wider besseres eigenes Wissen mangelt es vielen Unternehmen an einer eigenen Datenstrategie. Dabei kann nur mit einer klaren Datenstrategie der Mehrwert von Datenanalysen bis hin zu Big Data Analytics realisiert werden. Jedes Unternehmen sollte eine solche Datenstrategie für sich selbst entwerfen und verfolgen und bei Bedarf mit Partnern im Wertschöpfungsnetz abstimmen. - Aktive Kommunikation mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern:
Jedem Unternehmen muss bewusst sein, dass das Thema Industrie 4.0 Unsicherheit und Ängste auf Seiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervorruft. Dem kann am besten mit Transparenz und aktiver Kommunikation begegnet werden. Mitarbeiter/-innen müssen in Industrie 4.0 Projekten „mitgenommen“ werden, dann können sie auch ihre Anforderungen sinnvoll einbringen und zum Erfolg der digitalen Transformation beitragen. - Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter/-innen:
Unternehmen sollten selbst möglichst aktiv werden, um ihre Mitarbeiter/-innen bei einer fundierten Aus- und Weiterbildung in für Industrie 4.0 relevanten Themen zu unterstützen. Vorzeigebetriebe gehen Kooperationen mit Bildungseinrichtungen ein, um in möglichst wirtschaftsnah abgestimmten Lehrplänen und Kursen bestehende und künftige Mitarbeiter für Industrie 4.0 fit zu machen. - Neue Geschäftsmodelle als Intra-Entrepreneurships treiben:
Ein neues disruptives Geschäftsmodell lässt sich aufgrund von Zielkonflikten nicht einfach innerhalb des alten Geschäftsmodells aufbauen. Stattdessen sollten Unternehmen besser vom Kerngeschäft getrennte Geschäftseinheiten schaffen, die sich nur auf die Wachstumschancen des disruptiven Geschäfts konzentrieren – wie ein Start-Up innerhalb eines etablierten Unternehmens.
Studie
Die Studie „Digitale Transformation durch Industrie 4.0 und neue Geschäftsmodelle“ wurde von der Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH, der Syngroup Management Consulting GmbH und Evolaris next level GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) erstellt. Gefördert von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) im Programm „Produktion der Zukunft“.
Alle vier Studienberichte stehen zum kostenlosen Download zur Verfügung: https://i40transform.salzburgresearch.at/
Diesen Beitrag teilen:
9. September 2024
Navigation durch den KI-Dschungel: 12. Sept.
14. August 2024
Digitales Leitkonzept für das DomQuartier Salzburg
31. Juli 2024
Charity Challenge 2024
Industrie 4.0 – die zunehmende digitale Transformation wird im deutschsprachigen Raum häufig als „vierte industrielle Revolution“ beschrieben. Unternehmen müssen vor allem Schnelligkeit beweisen, wenn sie mitziehen wollen. Zu diesem Schluss kam die Studie „Digitale Transformation durch Industrie 4.0 und neue Geschäftsmodelle“, durchgeführt von Salzburg Research gemeinsam mit Evolaris und Syngroup.
68 namhafte Unternehmen wurden für das Projekt umfassend qualitativ befragt. Das Ergebnis ist ein fundiertes aktuelles Bild von Industrie 4.0 in Österreich. Die Ergebnisse sollen zu einem besseren Verständnis der digitalen Transformation beitragen und Unternehmen eine Hilfestellung bei der Entscheidungsfindung über ihre I40-Strategie geben. „Viele Unternehmen betrachten die digitale Transformation als rein evolutionären Prozess im Sinne eines logischen technischen Fortschritts, den sie als Teil des Tagesgeschäfts operativ managen. Wir warnen vor einer solchen verkürzten Einschätzung“, sagt Markus Lassnig, Studienleiter und Innovationsforscher bei Salzburg Research. „In der Studie analysieren wir Herausforderungen und Lösungswege für erfolgversprechende Digital-Strategien. Wir zeigen die Dringlichkeit des Themas, fordern die Aufmerksamkeit des obersten Managements und empfehlen die Einbettung aller Aktivitäten in eine umfassende Digitalisierungsstrategie für jedes Unternehmen.“
7 Handlungsempfehlungen für Unternehmen
In der Studie wurden sieben zentrale Handlungsempfehlungen für Unternehmen basierend auf Sekundär-Recherche plus den 68 qualitativen Unternehmensinterviews identifiziert und von externen Experten validiert:
- Digitale Transformation in Unternehmensstrategie integrieren:
Die digitale Transformation sollte nicht nur operativ im Rahmen des Tagesgeschäfts gemanagt, sondern systematisch in die Unternehmensstrategie integriert werden. Die Vorreiter unter den Unternehmen machen dies bereits, aber die Mehrheit der österreichischen Unternehmen sieht Industrie 4.0 bislang primär als operatives Thema – auch basierend auf der verkürzten Sicht, dass die digitale Transformation ein rein evolutionärer Prozess ohne disruptives Potenzial sei. Die Analyse zeigt, dass diese Sichtweise sehr riskant ist und mögliche Wettbewerbsvorteile verspielt. Die empfohlene Integration der digitalen Transformation in die Unternehmensstrategie hingegen reduziert die Gefahr von operativen Schritten in die falsche Richtung, erleichtert eine klare und transparente Kommunikation mit den Mitarbeitern und verdeutlicht die Verankerung im obersten Management. - Mit Stakeholdern im Wertschöpfungsnetzwerk technisch-inhaltlich abstimmen:
Unternehmen sollten sich möglichst frühzeitig und proaktiv mit den relevanten Stakeholdern in ihrem Wertschöpfungsnetzwerk technisch-inhaltlich abstimmen, damit das eigene Unternehmen die Etablierung technischer Standards für sich möglichst vorteilhaft beeinflussen kann und in jedem Fall keine Entwicklung in seinem Wertschöpfungsnetzwerk verpasst. Die Aktivitäten zur Gänze anderen Playern zu überlassen, birgt die Gefahr in seinem Wertschöpfungsnetzwerk durch andere Akteure substituiert zu werden. - IT- und Datensicherheit proaktiv sicherstellen:
Eine pro-aktive Strategie zur Sicherstellung der eigenen IT- und Datensicherheit ist ein Muss für Unternehmen, die sich ihren Platz in erfolgreichen Wertschöpfungsnetzwerken sichern wollen. Die Bedeutung von IT- und Datensicherheit steigt in Zeiten des Industrial Internet of Things weiter an und hat nicht nur technische, sondern auch direkte wettbewerbliche Auswirkungen. Schließlich ist Datensicherheit kein ausschließlich unternehmensinternes Thema, sondern muss auch unternehmensextern hin zu Lieferanten und Kunden sichergestellt werden. Vertiefte Kooperationen werden nur mit Partnern eingegangen, die ihre Hausaufgaben in IT- und Datensicherheit erledigt haben – somit entscheidet das Thema über den Platz eines Unternehmens im Wertschöpfungsnetzwerk. - Eigene Datenstrategie entwickeln:
Wider besseres eigenes Wissen mangelt es vielen Unternehmen an einer eigenen Datenstrategie. Dabei kann nur mit einer klaren Datenstrategie der Mehrwert von Datenanalysen bis hin zu Big Data Analytics realisiert werden. Jedes Unternehmen sollte eine solche Datenstrategie für sich selbst entwerfen und verfolgen und bei Bedarf mit Partnern im Wertschöpfungsnetz abstimmen. - Aktive Kommunikation mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern:
Jedem Unternehmen muss bewusst sein, dass das Thema Industrie 4.0 Unsicherheit und Ängste auf Seiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervorruft. Dem kann am besten mit Transparenz und aktiver Kommunikation begegnet werden. Mitarbeiter/-innen müssen in Industrie 4.0 Projekten „mitgenommen“ werden, dann können sie auch ihre Anforderungen sinnvoll einbringen und zum Erfolg der digitalen Transformation beitragen. - Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter/-innen:
Unternehmen sollten selbst möglichst aktiv werden, um ihre Mitarbeiter/-innen bei einer fundierten Aus- und Weiterbildung in für Industrie 4.0 relevanten Themen zu unterstützen. Vorzeigebetriebe gehen Kooperationen mit Bildungseinrichtungen ein, um in möglichst wirtschaftsnah abgestimmten Lehrplänen und Kursen bestehende und künftige Mitarbeiter für Industrie 4.0 fit zu machen. - Neue Geschäftsmodelle als Intra-Entrepreneurships treiben:
Ein neues disruptives Geschäftsmodell lässt sich aufgrund von Zielkonflikten nicht einfach innerhalb des alten Geschäftsmodells aufbauen. Stattdessen sollten Unternehmen besser vom Kerngeschäft getrennte Geschäftseinheiten schaffen, die sich nur auf die Wachstumschancen des disruptiven Geschäfts konzentrieren – wie ein Start-Up innerhalb eines etablierten Unternehmens.
Studie
Die Studie „Digitale Transformation durch Industrie 4.0 und neue Geschäftsmodelle“ wurde von der Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH, der Syngroup Management Consulting GmbH und Evolaris next level GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) erstellt. Gefördert von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) im Programm „Produktion der Zukunft“.
Alle vier Studienberichte stehen zum kostenlosen Download zur Verfügung: https://i40transform.salzburgresearch.at/
Diesen Beitrag teilen:
9. September 2024
Navigation durch den KI-Dschungel: 12. Sept.
14. August 2024
Digitales Leitkonzept für das DomQuartier Salzburg
31. Juli 2024