Vor einem Jahr war das Thema KI laut dem Report von Deloitte (Mai 2024) für die meisten österreichischen Unternehmen noch zweitrangig. Das hat sich geändert: Ein Großteil der Unternehmen ist bereits mit KI-Anwendungen vertraut. „Die Nutzung ist aber noch in den Anfängen“, sagt Evrim Bakir von Deloitte Österreich, „gerade die Wirtschaft kommt um die Technologie und deren vertrauenswürdige Nutzung nicht mehr herum.“

Jenen Unternehmen, die noch nicht im KI-Zug mitfahren, sondern einsteigen wollen, geben Sonja Hoyng und Harry Russegger Starthilfe. Sie entwickeln Strategien, wie Unternehmen Künstliche Intelligenz sicher und nachhaltig in den Arbeitsalltag integrieren können. Darüber hinaus organisieren sie im Techno-Z Urstein Veranstaltungen mit einem niederschwelligen Zugang zum Thema.

Zusammengebracht hat sie ihre Begeisterung für KI. Die beiden lernten sich bei einem AI-Stammtisch von Coworking Salzburg kennen. Schnell erkannten sie, dass sie dieselbe Faszination teilten. Im Interview erklären Sonja Hoyng und Harry Russegger, wo die größten Hürden liegen und warum wir uns jetzt auf die Veränderungen vorbereiten sollten.


Ihr bietet sehr niederschwellige Formate zum Thema Künstliche Intelligenz an. Warum diese Formate?

Sonja Hoyng: Wir wollen, dass Leute ins Thema reinschnuppern können. Deshalb organisieren wir zum Beispiel Barcamps unter dem Motto „Think Big, Start Small“. Diese bieten einen sicheren Raum, um auch mal blöde Fragen stellen zu dürfen und KI-Tools auszuprobieren. Mit unserem „DAILOG“, der nächste findet übrigens am 12. September statt, haben wir ein offenes und kostenloses Format geschaffen, bei dem wir uns mit anderen Unternehmen austauschen. Fix dabei sein wird auch Stefan Suhrer von Neke-Neke, der sich mit Produktentwicklung und KI beschäftigt.

Ihr beratet Unternehmen, die auf den fahrenden KI-Zug aufspringen wollen. Warum spielen gerade HR-Abteilungen eine so wichtige Rolle bei der Einführung von KI?

Sonja Hoyng: Bei der Einführung von KI geht es um viele menschliche Prozesse, und HR-Abteilungen sind entscheidend, um diese Prozesse zu managen. Sie schulen Mitarbeiter und unterstützen sie dabei, die neuen Technologien effektiv zu nutzen und die Ängste vor Veränderungen abzubauen. HR spielt eine wichtige Rolle bei der Etablierung einer neuen Entscheidungskultur, die schnelle und agile Prozesse ermöglicht.

Harry Russegger: HR-Abteilungen sind oft die ersten, die den Druck spüren, wenn neue Technologien eingeführt werden. Sie stellen sicher, dass die Mitarbeiter die notwendigen Kompetenzen entwickeln, um mit KI umzugehen, und gleichzeitig die ethischen und sicherheitsrelevanten Aspekte im Auge behalten.

Welche Herausforderungen seht ihr bei der Integration von KI in Unternehmen?

Harry Russegger: Eine große Herausforderung ist die Verträglichkeit und Sicherheit der KI. Es geht darum, wie KI im Arbeitsalltag integriert wird, ohne die Entscheidungskompetenz der Menschen zu untergraben. Viele Unternehmen haben auch Probleme mit der Datenqualität, die für die Arbeit mit KI essenziell ist. Wenn ich die KI mit Garbage füttere, kommt Garbage heraus.

Sonja Hoyng: Zudem gibt es oft blinden Aktionismus. Viele Unternehmen fühlen sich unter Druck gesetzt, KI zu nutzen, ohne wirklich zu wissen, was sie damit erreichen wollen. Es fehlt die Vorstellungskraft und das Wissen, wie man KI sinnvoll einsetzen kann.

Könnt ihr Beispiele nennen, wie ihr Unternehmen unterstützt?

Sonja Hoyng: In unseren Workshops zeigen wir den Teilnehmern praktische Tipps und Tricks rund ums Prompting und wie man als Unternehmen Offline-KIs und eigene Chatbots für sich einsetzen kann. Darüber hinaus unterstützen wir neu ausgebildete KI-Manager dabei, ihre Change-Rolle umzusetzen, den Wissenstransfer im gesamten Unternehmen zu organisieren, Widerstände abzubauen und schnellere Entscheidungsprozesse zu etablieren.

Künstliche Intelligenz polarisiert. Wie geht ihr mit ethischen Fragen im Zusammenhang mit KI um?

Harry Russegger: Es geht nicht nur um die technische Integration von KI, sondern auch darum, wie wir als Gesellschaft damit umgehen. Wir müssen sicherstellen, dass KI sicher und verantwortungsvoll eingesetzt wird, und den Menschen helfen, die Kontrolle und Verantwortung zu behalten. Dazu möchten wir in Salzburg eine breite sachliche Auseinandersetzung anstoßen. „DAILOG“ heißt das neue Format. Hier sollen KI-Experten und Interessierte aus ganz unterschiedlichen Bereichen wie Ethik, Geisteswissenschaften, Informatik, Kunst auf Augenhöhe zusammenkommen. Es muss viel mehr zum Thema diskutiert werden.

Sonja Hoyng: Es ist wichtig, dass wir die Menschen für die digitalen Veränderungen begeistern und sie dabei unterstützen, ein kritisches und selbstbestimmtes Denken zu entwickeln. Die KI kann viele Aufgaben übernehmen, aber wir sollten sehr bewusst entscheiden, welche wir abgeben und welche wir nicht aus der Hand geben sollten.

Wie sieht euer Blick in die Zukunft von KI und Gesellschaft aus?

Harry Russegger: KI ist wie Wasser, das überall eindringt. Langfristig wird KI in nahezu allen Unternehmen präsent sein. Insgesamt wird die Integration von KI nicht linear verlaufen, sondern in Sprüngen und Wellen. So wie jetzt mit der Einführung der LLMs, den Large Language Models. Der nächste Schritt wäre die Vernetzung von immer mehr Systemen zu einem System, dazu brauchen wir aber eine neue Hardware.

Sonja Hoyng: Der Dschinn ist aus der Flasche. Wichtig ist, dass wir uns jetzt auf die Veränderungen vorbereiten und lernen, mit der neuen Technologie umzugehen. Die nächste Generation wird die Unterscheidung zwischen Mensch und Maschine weniger tragisch sehen und KI als normalen Teil des Lebens betrachten.

Danke für das Gespräch!

Veranstaltungstipp: DAILOG, 12.09.2024, 18 Uhr

DAILOG – Offenes und kostenloses Diskussionsform für KI-Interessierte
Thema: Hybride Arbeitswelten – Kombination von menschlicher und künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz
WO: Techno-Z Urstein, anderHIER, Raum 01.014
Info: DAILOG

Sonja Hoyng, andersHIER

Sonja Hoyng blickt auf fast 20 Jahre Erfahrung in verschiedenen Kommunikationsagenturen zurück. Sie begleitete Audi 10 Jahre lang in der internen Kommunikation. Als Betriebswirtin, Facilitator und systemischer Coach, Lebens- und Sozialberaterin i.A. vereint sie unterschiedliche Disziplinen um Unternehmen bei Herausforderungen zu helfen: Mitarbeiterbindung im Employer Branding, New-Work-Kulturwandel, Einführung von Softwares und übergreifender Change-Kommunikation. Ihre Themen: Großgruppen-Moderation, OKR, Storytelling, Vermeidung von Medienbrüchen, Überwinden von Silodenken und Multimediale Inszenierung.
WWW.ANDERSHIER.TEAM

Harry Russegger, Bitdynamo

Cyberpsychologe und KI-Experte. Harry Russegger sammelte seine ersten Programmiererfahrungen mit 12 Jahren. Studium Computerwissenschaften und Psychologie an der Universität Salzburg. Forschungsassistent sowie Softwareentwickler für die Universität Salzburg. Wechsel zu Sony, Management von E-Commerce-Projekten. 2004 Gründung Unternehmen BITDYNAMO für Content-Management und Sprachdienstleistungen sowie IT-Services mit Fokus auf IT und Datenmanagement. Dozent an der Universität Salzburg, Klagenfurt und Privatuniversität Seekirchen. Unternehmensberater mit Schwerpunkt Prozessoptimierung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.
WWW.BITDYNAMO.COM

Copyright: Headerbild: Techno-Z wildbild, Beitragsbilder: Monika Sturmer

Dieses Interview finden Sie auch im Techno-Z Magazin auf S 18:
Hier geht es zur gesamten Ausgabe Techno-Zine 2024

Vor einem Jahr war das Thema KI laut dem Report von Deloitte (Mai 2024) für die meisten österreichischen Unternehmen noch zweitrangig. Das hat sich geändert: Ein Großteil der Unternehmen ist bereits mit KI-Anwendungen vertraut. „Die Nutzung ist aber noch in den Anfängen“, sagt Evrim Bakir von Deloitte Österreich, „gerade die Wirtschaft kommt um die Technologie und deren vertrauenswürdige Nutzung nicht mehr herum.“

Jenen Unternehmen, die noch nicht im KI-Zug mitfahren, sondern einsteigen wollen, geben Sonja Hoyng und Harry Russegger Starthilfe. Sie entwickeln Strategien, wie Unternehmen Künstliche Intelligenz sicher und nachhaltig in den Arbeitsalltag integrieren können. Darüber hinaus organisieren sie im Techno-Z Urstein Veranstaltungen mit einem niederschwelligen Zugang zum Thema.

Zusammengebracht hat sie ihre Begeisterung für KI. Die beiden lernten sich bei einem AI-Stammtisch von Coworking Salzburg kennen. Schnell erkannten sie, dass sie dieselbe Faszination teilten. Im Interview erklären Sonja Hoyng und Harry Russegger, wo die größten Hürden liegen und warum wir uns jetzt auf die Veränderungen vorbereiten sollten.


Ihr bietet sehr niederschwellige Formate zum Thema Künstliche Intelligenz an. Warum diese Formate?

Sonja Hoyng: Wir wollen, dass Leute ins Thema reinschnuppern können. Deshalb organisieren wir zum Beispiel Barcamps unter dem Motto „Think Big, Start Small“. Diese bieten einen sicheren Raum, um auch mal blöde Fragen stellen zu dürfen und KI-Tools auszuprobieren. Mit unserem „DAILOG“, der nächste findet übrigens am 12. September statt, haben wir ein offenes und kostenloses Format geschaffen, bei dem wir uns mit anderen Unternehmen austauschen. Fix dabei sein wird auch Stefan Suhrer von Neke-Neke, der sich mit Produktentwicklung und KI beschäftigt.

Ihr beratet Unternehmen, die auf den fahrenden KI-Zug aufspringen wollen. Warum spielen gerade HR-Abteilungen eine so wichtige Rolle bei der Einführung von KI?

Sonja Hoyng: Bei der Einführung von KI geht es um viele menschliche Prozesse, und HR-Abteilungen sind entscheidend, um diese Prozesse zu managen. Sie schulen Mitarbeiter und unterstützen sie dabei, die neuen Technologien effektiv zu nutzen und die Ängste vor Veränderungen abzubauen. HR spielt eine wichtige Rolle bei der Etablierung einer neuen Entscheidungskultur, die schnelle und agile Prozesse ermöglicht.

Harry Russegger: HR-Abteilungen sind oft die ersten, die den Druck spüren, wenn neue Technologien eingeführt werden. Sie stellen sicher, dass die Mitarbeiter die notwendigen Kompetenzen entwickeln, um mit KI umzugehen, und gleichzeitig die ethischen und sicherheitsrelevanten Aspekte im Auge behalten.

Welche Herausforderungen seht ihr bei der Integration von KI in Unternehmen?

Harry Russegger: Eine große Herausforderung ist die Verträglichkeit und Sicherheit der KI. Es geht darum, wie KI im Arbeitsalltag integriert wird, ohne die Entscheidungskompetenz der Menschen zu untergraben. Viele Unternehmen haben auch Probleme mit der Datenqualität, die für die Arbeit mit KI essenziell ist. Wenn ich die KI mit Garbage füttere, kommt Garbage heraus.

Sonja Hoyng: Zudem gibt es oft blinden Aktionismus. Viele Unternehmen fühlen sich unter Druck gesetzt, KI zu nutzen, ohne wirklich zu wissen, was sie damit erreichen wollen. Es fehlt die Vorstellungskraft und das Wissen, wie man KI sinnvoll einsetzen kann.

Könnt ihr Beispiele nennen, wie ihr Unternehmen unterstützt?

Sonja Hoyng: In unseren Workshops zeigen wir den Teilnehmern praktische Tipps und Tricks rund ums Prompting und wie man als Unternehmen Offline-KIs und eigene Chatbots für sich einsetzen kann. Darüber hinaus unterstützen wir neu ausgebildete KI-Manager dabei, ihre Change-Rolle umzusetzen, den Wissenstransfer im gesamten Unternehmen zu organisieren, Widerstände abzubauen und schnellere Entscheidungsprozesse zu etablieren.

Künstliche Intelligenz polarisiert. Wie geht ihr mit ethischen Fragen im Zusammenhang mit KI um?

Harry Russegger: Es geht nicht nur um die technische Integration von KI, sondern auch darum, wie wir als Gesellschaft damit umgehen. Wir müssen sicherstellen, dass KI sicher und verantwortungsvoll eingesetzt wird, und den Menschen helfen, die Kontrolle und Verantwortung zu behalten. Dazu möchten wir in Salzburg eine breite sachliche Auseinandersetzung anstoßen. „DAILOG“ heißt das neue Format. Hier sollen KI-Experten und Interessierte aus ganz unterschiedlichen Bereichen wie Ethik, Geisteswissenschaften, Informatik, Kunst auf Augenhöhe zusammenkommen. Es muss viel mehr zum Thema diskutiert werden.

Sonja Hoyng: Es ist wichtig, dass wir die Menschen für die digitalen Veränderungen begeistern und sie dabei unterstützen, ein kritisches und selbstbestimmtes Denken zu entwickeln. Die KI kann viele Aufgaben übernehmen, aber wir sollten sehr bewusst entscheiden, welche wir abgeben und welche wir nicht aus der Hand geben sollten.

Wie sieht euer Blick in die Zukunft von KI und Gesellschaft aus?

Harry Russegger: KI ist wie Wasser, das überall eindringt. Langfristig wird KI in nahezu allen Unternehmen präsent sein. Insgesamt wird die Integration von KI nicht linear verlaufen, sondern in Sprüngen und Wellen. So wie jetzt mit der Einführung der LLMs, den Large Language Models. Der nächste Schritt wäre die Vernetzung von immer mehr Systemen zu einem System, dazu brauchen wir aber eine neue Hardware.

Sonja Hoyng: Der Dschinn ist aus der Flasche. Wichtig ist, dass wir uns jetzt auf die Veränderungen vorbereiten und lernen, mit der neuen Technologie umzugehen. Die nächste Generation wird die Unterscheidung zwischen Mensch und Maschine weniger tragisch sehen und KI als normalen Teil des Lebens betrachten.

Danke für das Gespräch!

Veranstaltungstipp: DAILOG, 12.09.2024, 18 Uhr

DAILOG – Offenes und kostenloses Diskussionsform für KI-Interessierte
Thema: Hybride Arbeitswelten – Kombination von menschlicher und künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz
WO: Techno-Z Urstein, anderHIER, Raum 01.014
Info: DAILOG

Sonja Hoyng, andersHIER

Sonja Hoyng blickt auf fast 20 Jahre Erfahrung in verschiedenen Kommunikationsagenturen zurück. Sie begleitete Audi 10 Jahre lang in der internen Kommunikation. Als Betriebswirtin, Facilitator und systemischer Coach, Lebens- und Sozialberaterin i.A. vereint sie unterschiedliche Disziplinen um Unternehmen bei Herausforderungen zu helfen: Mitarbeiterbindung im Employer Branding, New-Work-Kulturwandel, Einführung von Softwares und übergreifender Change-Kommunikation. Ihre Themen: Großgruppen-Moderation, OKR, Storytelling, Vermeidung von Medienbrüchen, Überwinden von Silodenken und Multimediale Inszenierung.
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Harry Russegger, Bitdynamo

Cyberpsychologe und KI-Experte. Harry Russegger sammelte seine ersten Programmiererfahrungen mit 12 Jahren. Studium Computerwissenschaften und Psychologie an der Universität Salzburg. Forschungsassistent sowie Softwareentwickler für die Universität Salzburg. Wechsel zu Sony, Management von E-Commerce-Projekten. 2004 Gründung Unternehmen BITDYNAMO für Content-Management und Sprachdienstleistungen sowie IT-Services mit Fokus auf IT und Datenmanagement. Dozent an der Universität Salzburg, Klagenfurt und Privatuniversität Seekirchen. Unternehmensberater mit Schwerpunkt Prozessoptimierung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.
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Dieses Interview finden Sie auch im Techno-Z Magazin auf S 18:
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Monika Sturmer

Monika Sturmer

Techno-Z Verbund GmbH
Seit 2011 im Techno-Z. Interessiert an allen Themen und News rund um den Technologie-, Innovations- und Wirtschaftsstandort. Redaktion Techno-Z Blog und Ansprechpartnerin für Blogautor*innen aus der Techno-Z Community.

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