„Wenn ich dem Hier und Jetzt viel beimesse, kann Bedeutungsvolles zwischen Menschen entstehen“, sagt das Beraterehepaar Esther und Johannes Narbeshuber und plädieren auf Achtsamkeit. Ein Thema das zu meinen Arbeiten zu Work-Life-Balance und WorkVision gut passt. Es war eine empathische Begegnung. Als Gastgeschenk zum Mai-Radiointerview plus Beitrag in den SW gab es eine Einladung für mich zum Vortrag im Juni 2017 mit Gerald Hüther (Vorstellungskraft/Kreativität und das Wollen machen uns aus,  Beziehungen pflegen und seine Welt gestalten ist besonders wichtig) in die Universitätsaula in Salzburg. “ Über Achtsamkeit entfaltet sich eine neue Lebendigkeit bei den Menschen und damit in den Unternehmen“ ist die motivierende Aussage für Mensch und Unternehmen von Esther und Johannes Narbeshuber.  Hier das Interview, veröffentlicht im Mai 2017 in der „SW

In der Wirtschaft stehen die harten Fakten oft im Vordergrund. Wie wird das Thema Achtsamkeit angenommen? Wird es nicht sogar mancherorts noch belächelt?

EN: Vor 10 Jahren war das noch die Regel. Heute merken Unternehmen, dass sie mit den bisherigen Konzepten an Grenzen stoßen, gerade was Innovation betrifft. Wir erleben große Offenheit für neue Ansätze. Mindfulness ist ein fundiertes Element zeitgemäßer Unternehmens- und Mitarbeiterführung.

JN: Der große Fortschritt in den Neurowissenschaften beflügelt den Trend zur Achtsamkeit. Neue Technologien machen sichtbar, was dabei in unserem Gehirn vorgeht und sich nachhaltig verändert.

Erfordert Achtsamkeit eine Verlangsamung?

EN: Ja. Verlangsamung und Fokussierung. Das führt erstaunlicherweise zu wesentlich höherer Effizienz und – das ist ohnehin naheliegend  – zu tragfähigeren Lösungen. Forschungen zeigen, dass Geschwindigkeit nicht die besten Ergebnisse liefert. Wir trainieren mit unseren Kunden Monotasking statt Multitasking. Man sollte sich besser auf eine Sache konzentrieren. Sind wir mit unserem Bewusstsein irgendwo anders – bei To-do-Listen, beim Ärger mit dem Kollegen von vor zwei Wochen – oder ganz da in diesem Moment?

JN: Eine der vielen Achtsamkeitsübungen ist, sich mit allen Sinnen aufs Essen einzulassen. Was habe ich da auf dem Teller? Schmecken, riechen und fühlen können uns in diesen speziellen Augenblick bringen. Wir verlieren diesen Kontakt, wenn wir gestresst nur noch im Hamsterrad unterwegs sind. Darauf zu achten, wer wir jetzt gerade wirklich sind und was uns zur Verfügung steht, das macht enormes Potenzial frei. Probleme treten bei Überlastung auf. Die „Musik“ verschwindet. Burn-out ist in aller Munde. Kreativität und Innovationsfähigkeit brauchen eine innere Verbindung der Menschen zu sich selbst und zu anderen.

Prof. Gerald Hüther, Neurowissenschaftsstar sprach im Juni in Salzburg zu „Potenzialentfaltung in Gemeinschaften“.

Warum ist die Verbindung zum eigenen Inneren so wichtig?

EN: Wenn wir uns besser kennen, sind wir weniger Spielball unserer Emotionen. Wir begleiten die Menschen, damit sie mit den Stürmen des Lebens besser umgehen können: Mehr aus ihrer Mitte heraus handeln, nicht vorschnell auf jeden Zuruf von außen zu reagieren. Es gibt die formelle Ebene der Achtsamkeit, etwa Yoga zu betreiben. Zusätzlich gibt es die informelle Ebene, die wir im Alltag gut integrieren können. Kleine, unkomplizierte Übungen. Sich mehrmals am Tag zu fragen, wie geht es mir, was fühle ich? Dabei merken wir erst: Die meiste Zeit sind wir gedanklich nur halb bei der Sache, das Leben zieht mehr oder weniger automatisch an uns vorbei. Wenn wir dagegen mit uns und unserem tieferen Potenzial verbunden sind, dann sind wir wach, lebendig, präsent und kreativ. Und tun uns auch in unseren Beziehungen viel leichter.

Was lernt man in einem Lehrgang für Mindfulness in Organisationen?

JN: Wenn ich mit meinem Bewusstsein im Hier und Jetzt bin, kann etwas Neues zwischen Menschen entstehen. Diesen Umstand kann ich zum Beispiel im Mitarbeitergespräch nutzen mit der Faustregel: Sei mit 60% der Aufmerksamkeit bei deinem Gegenüber und mit 40% in deinen eigenen Füssen. Das klingt schräg, aber es hilft beim Zuhören. Unser Geist schweift dadurch einfach weniger ab, wir bleiben präsenter.

Das ist jetzt ein sehr simples Beispiel. Je nach Entwicklungsziel gibt es unterschiedliche Techniken, die zum Teil aufeinander aufbauen. Für mehr Präsenz, Innovationskraft, Fokus, innere Ruhe und Einfühlungsvermögen. Das ist ein Entwicklungsweg und nichts, was in einem Schnellsiederkurs geht, aber als Trainerinnen und Trainer können wir hier wesentliche Impulse und Ansatzpunkte vermitteln.

Und wir vermitteln, wie durch die Entwicklung der Menschen auch ein tiefgreifender Wandel in Organisationen möglich wird. Wir kooperieren dabei mit internationalen Kapazitäten wie Jon Kabat Zinn, Otto Scharmer und Dan Siegel und sind mit vielen spannenden, engagierten Menschen in den Achtsamkeits-Verbänden vernetzt (www.öbam.at).

Machen sie sich beide auf ihre eigene Achtsamkeit aufmerksam?

JN: Ja, sehr. Meine Frau hat mich vor Jahren damit konfrontiert, dass es ihr wichtiger ist, wieder einen glücklichen Mann an ihrer Seite zu haben, als einen, der so viel Geld nach Hause bringt. Das hat mich durchgerüttelt und vieles verändert, auch zwischen uns. Das heißt nicht, dass es bei uns übervorsichtig und lieblich zugeht. Ich finde es schön, eine starke Partnerin zu haben mit der ich auch Auseinandersetzungen führen kann. Wir achten einfach darauf, was mit uns los ist und können das offen besprechen. Wir sind dadurch viel unkomplizierter, lebendiger und lustiger im Umgang miteinander geworden.

„WorkVision“ ist eine Serie der „SW“ über zukunftsträchtige Ansätze rund um modernes Arbeiten im Bundesland Salzburg. Die Reihe wird von Christian Holzer, Work-Life-Balance- und Employer Branding-Experte in Unternehmens- und Karrierefragen, gestaltet. Die Interviewpartner werden in der Radiofabrikreihe „Fair-Play“ vor das Mikrofon geholt (www.radiofabrik.at).

 

 

 

 

„Wenn ich dem Hier und Jetzt viel beimesse, kann Bedeutungsvolles zwischen Menschen entstehen“, sagt das Beraterehepaar Esther und Johannes Narbeshuber und plädieren auf Achtsamkeit. Ein Thema das zu meinen Arbeiten zu Work-Life-Balance und WorkVision gut passt. Es war eine empathische Begegnung. Als Gastgeschenk zum Mai-Radiointerview plus Beitrag in den SW gab es eine Einladung für mich zum Vortrag im Juni 2017 mit Gerald Hüther (Vorstellungskraft/Kreativität und das Wollen machen uns aus,  Beziehungen pflegen und seine Welt gestalten ist besonders wichtig) in die Universitätsaula in Salzburg. “ Über Achtsamkeit entfaltet sich eine neue Lebendigkeit bei den Menschen und damit in den Unternehmen“ ist die motivierende Aussage für Mensch und Unternehmen von Esther und Johannes Narbeshuber.  Hier das Interview, veröffentlicht im Mai 2017 in der „SW

In der Wirtschaft stehen die harten Fakten oft im Vordergrund. Wie wird das Thema Achtsamkeit angenommen? Wird es nicht sogar mancherorts noch belächelt?

EN: Vor 10 Jahren war das noch die Regel. Heute merken Unternehmen, dass sie mit den bisherigen Konzepten an Grenzen stoßen, gerade was Innovation betrifft. Wir erleben große Offenheit für neue Ansätze. Mindfulness ist ein fundiertes Element zeitgemäßer Unternehmens- und Mitarbeiterführung.

JN: Der große Fortschritt in den Neurowissenschaften beflügelt den Trend zur Achtsamkeit. Neue Technologien machen sichtbar, was dabei in unserem Gehirn vorgeht und sich nachhaltig verändert.

Erfordert Achtsamkeit eine Verlangsamung?

EN: Ja. Verlangsamung und Fokussierung. Das führt erstaunlicherweise zu wesentlich höherer Effizienz und – das ist ohnehin naheliegend  – zu tragfähigeren Lösungen. Forschungen zeigen, dass Geschwindigkeit nicht die besten Ergebnisse liefert. Wir trainieren mit unseren Kunden Monotasking statt Multitasking. Man sollte sich besser auf eine Sache konzentrieren. Sind wir mit unserem Bewusstsein irgendwo anders – bei To-do-Listen, beim Ärger mit dem Kollegen von vor zwei Wochen – oder ganz da in diesem Moment?

JN: Eine der vielen Achtsamkeitsübungen ist, sich mit allen Sinnen aufs Essen einzulassen. Was habe ich da auf dem Teller? Schmecken, riechen und fühlen können uns in diesen speziellen Augenblick bringen. Wir verlieren diesen Kontakt, wenn wir gestresst nur noch im Hamsterrad unterwegs sind. Darauf zu achten, wer wir jetzt gerade wirklich sind und was uns zur Verfügung steht, das macht enormes Potenzial frei. Probleme treten bei Überlastung auf. Die „Musik“ verschwindet. Burn-out ist in aller Munde. Kreativität und Innovationsfähigkeit brauchen eine innere Verbindung der Menschen zu sich selbst und zu anderen.

Prof. Gerald Hüther, Neurowissenschaftsstar sprach im Juni in Salzburg zu „Potenzialentfaltung in Gemeinschaften“.

Warum ist die Verbindung zum eigenen Inneren so wichtig?

EN: Wenn wir uns besser kennen, sind wir weniger Spielball unserer Emotionen. Wir begleiten die Menschen, damit sie mit den Stürmen des Lebens besser umgehen können: Mehr aus ihrer Mitte heraus handeln, nicht vorschnell auf jeden Zuruf von außen zu reagieren. Es gibt die formelle Ebene der Achtsamkeit, etwa Yoga zu betreiben. Zusätzlich gibt es die informelle Ebene, die wir im Alltag gut integrieren können. Kleine, unkomplizierte Übungen. Sich mehrmals am Tag zu fragen, wie geht es mir, was fühle ich? Dabei merken wir erst: Die meiste Zeit sind wir gedanklich nur halb bei der Sache, das Leben zieht mehr oder weniger automatisch an uns vorbei. Wenn wir dagegen mit uns und unserem tieferen Potenzial verbunden sind, dann sind wir wach, lebendig, präsent und kreativ. Und tun uns auch in unseren Beziehungen viel leichter.

Was lernt man in einem Lehrgang für Mindfulness in Organisationen?

JN: Wenn ich mit meinem Bewusstsein im Hier und Jetzt bin, kann etwas Neues zwischen Menschen entstehen. Diesen Umstand kann ich zum Beispiel im Mitarbeitergespräch nutzen mit der Faustregel: Sei mit 60% der Aufmerksamkeit bei deinem Gegenüber und mit 40% in deinen eigenen Füssen. Das klingt schräg, aber es hilft beim Zuhören. Unser Geist schweift dadurch einfach weniger ab, wir bleiben präsenter.

Das ist jetzt ein sehr simples Beispiel. Je nach Entwicklungsziel gibt es unterschiedliche Techniken, die zum Teil aufeinander aufbauen. Für mehr Präsenz, Innovationskraft, Fokus, innere Ruhe und Einfühlungsvermögen. Das ist ein Entwicklungsweg und nichts, was in einem Schnellsiederkurs geht, aber als Trainerinnen und Trainer können wir hier wesentliche Impulse und Ansatzpunkte vermitteln.

Und wir vermitteln, wie durch die Entwicklung der Menschen auch ein tiefgreifender Wandel in Organisationen möglich wird. Wir kooperieren dabei mit internationalen Kapazitäten wie Jon Kabat Zinn, Otto Scharmer und Dan Siegel und sind mit vielen spannenden, engagierten Menschen in den Achtsamkeits-Verbänden vernetzt (www.öbam.at).

Machen sie sich beide auf ihre eigene Achtsamkeit aufmerksam?

JN: Ja, sehr. Meine Frau hat mich vor Jahren damit konfrontiert, dass es ihr wichtiger ist, wieder einen glücklichen Mann an ihrer Seite zu haben, als einen, der so viel Geld nach Hause bringt. Das hat mich durchgerüttelt und vieles verändert, auch zwischen uns. Das heißt nicht, dass es bei uns übervorsichtig und lieblich zugeht. Ich finde es schön, eine starke Partnerin zu haben mit der ich auch Auseinandersetzungen führen kann. Wir achten einfach darauf, was mit uns los ist und können das offen besprechen. Wir sind dadurch viel unkomplizierter, lebendiger und lustiger im Umgang miteinander geworden.

„WorkVision“ ist eine Serie der „SW“ über zukunftsträchtige Ansätze rund um modernes Arbeiten im Bundesland Salzburg. Die Reihe wird von Christian Holzer, Work-Life-Balance- und Employer Branding-Experte in Unternehmens- und Karrierefragen, gestaltet. Die Interviewpartner werden in der Radiofabrikreihe „Fair-Play“ vor das Mikrofon geholt (www.radiofabrik.at).

 

 

 

 

Nahaufnahme Christian Holzer

Christian Holzer

Work-Life-Balance Unternehmensberater und Karrierecoach, Betreiber ei-Institut Salzburg, SN-Karrierekolumnist, Buchautor, Karriereseminare auf FH und Universität Salzburg. Systemischer Coach und Reggio Grundausbildung.

Alle Beiträge von diesem Autor

Diesen Beitrag teilen: