Bei Patrick Müller hat mich sehr beeindruckt, welch fundierte Führungs- und Unternehmenskulturphilosophie in diesem 31-Jährigen stecken. Angenehm normal und weltweit erfolgreich und höchst mitarbeiterorientiert, das finde ich bemerkenswert.

Patrick Müller hat im Alter von 25 Jahren das Unternehmen Bilton in Saalfelden gegründet. Was 2009 als Start-up mit wenigen Mitarbeitern begann, steht heute als 70-Personen-Unternehmen gut da. Der gebürtige Viehhofener Müller entwickelt, produziert und vertreibt moderne LED-Module und bietet nachhaltiges Lichtmanagement an. Gleichzeitig liegt Patrick Müller eine sozial nachhaltige Unternehmensführung sehr am Herzen. Auch von der jungen Generation Y erntet er großen Zuspruch in seinem unkonventionellen Handeln mit Fokus Weltmarkt. Christian Holzer hat den sympathischen Pinzgauer Unternehmer zum Interview gebeten.

Vor kurzem ist Eure Tochter zur Welt gekommen?

Ich habe jetzt eine sehr interessante Zeit. Vor einem halben Jahr ist meine Tochter geboren, also habe ich derzeit zwei Babys, wenn ich mein Unternehmen da dazuzähle. Auch ein Wirtschaftsunternehmen kommt auf die Welt und durchläuft mehrere Phasen.

In welchen Entwicklungsschritten ist Bilton gewachsen und wo steht ihr denn jetzt?

Ich hatte 2009 ein Produkt, dass der Markt gesucht hat: Steuergeräte, die LED-Module regeln, schalten, dimmen oder Farben ablaufen lassen und dabei kosten- und energiesparend eingesetzt werden können. Nach einem überschaubaren Mitarbeiterstand zu Beginn sind bald viele Techniker dazugekommen. Heute sind wir 70 Mitarbeiter. In den Strukturen haben wir immer Spielräume gelassen, um Wege nicht zu verhindern. Ich beschäftige mich wenig mit der konkreten Zahl der Mitarbeiter, ich sehe mehr die soziale Verantwortung. Mein Job ist es ja auch am Unternehmen zu arbeiten und nicht nur im Unternehmen. Der Spaß muss für uns alle im Vordergrund stehen, gerade wenn gleichzeitig fast sekündlich die Qualität des Mitarbeiters abrufbar sein muss, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Du hast eine Lehrlingsoffensive gestartet?

Damit haben wir im Juli 2015 begonnen. Ich selbst habe seinerzeit auch eine Lehre absolviert und weiß daher, wie wichtig es für einen 15-Jährigen ist, die beruflichen Weichen früh im Leben richtig zu stellen. Ich sehe uns als Unternehmen in der Pflicht, vorzuleben, wie man gut mit diesen Lehrlingen umgeht. Wir brauchen Elektroniker, Produktionstechniker, aber auch Einkäufer oder Mediendesigner. Neben der rein technischen Seite kümmern wir uns um die menschliche Entwicklung und Führung dieser jungen Leute. Wir haben dafür einen eigenen Lehrlingscoach angestellt.

Ein Lehrlingscoach für die persönliche Entwicklung?

Die fachlichen Zuständigkeiten liegen bei den Team- und Abteilungsleitern, der Lehrlingscoach ist Ansprechpartner für die individuelle persönliche Entwicklung. Passt der Rahmen, ist die Person richtig eingesetzt? Auch private Themen haben Platz. Generell ist mir im Unternehmen wichtig, dass meine Mitarbeiter Verantwortung tragen, selbstbewusst werden, Entscheidungen fällen. Dazu führen wir die jungen Menschen hin.

Schwörst Du Deine Leute auf Deine Führungsphilosophie ein?

Mit der Größe wächst die Anforderung zur Aufteilung der Verantwortungen. Ich arbeite mit wöchentlichen Briefings für Entwicklungsrichtungen und die Unternehmenskultur, die ich verwirklicht wissen will.

Hast Du im Recruiting nach jungen coolen Typen Ausschau gehalten oder sind auch ältere Arbeitnehmer bei Dir?

Vorweg, im gesamten Betrieb arbeiten nur coole Mädels und Typen. Ich bin höchst beeindruckt, was meine Kolleginnen und Kollegen tagtäglich leisten. Wir haben unterschiedliche Altersklassen (z.B. Teamleiter von 55 – 20 Jahre), das macht das Arbeiten erst spannend. Neben Stellen, die Erfahrung ins Unternehmen gebracht haben, gilt es gleichzeitig, dahinter etwas nachwachsen zu lassen. Zukünftige Führungskräfte müssen von innen heraus kommen. Würde ein Unternehmen nicht von Personen mit Erfahrung mitgetragen werden, würde man ins Chaos steuern. Da sind verschiedene Haltungen unter einen Hut zu bringen, das ist ein Lernen für beide Seiten. Wie können wir uns mit Start-up-Charakter behaupten und trotzdem Strukturen haben, die jemanden auch die Sicherheit geben, dass das Unternehmen nicht mit 120 KMH gegen die Mauer fährt.

Der Arbeitsplatz der Zukunft?

Damit beschäftige ich mich sehr viel. Die Generation, die mit Internet aufwächst hat einen ganz anderen Zugang zu sozialem Umgang, zu Zeit und zu Information. Die Frage ist, wie können Unternehmen diese Menschen einfügen, damit sie in einem beträchtlichen Ausmaß ihrer Lebenszeit kreativ sein können und sich wohlfühlen. Ich persönlich bewerte leistungsbezogen und nicht anwesenheitsbezogen. Quasi als „unbeschränkter Urlaub“ sollen sich meine Mitarbeiter die Arbeit, das Projekt etc. völlig selbständig einteilen können.

Standort Saalfelden als Tor zum Weltmarkt?

Bei uns zählt die Liebe zur Region und die Liebe zu den Menschen etwas. Es pendeln Mitarbeiter aus der Stadt Salzburg zu uns und auch von München sind schon Leute nach Saalfelden gezogen, weil sie unsere Lebensqualität schätzen. Wir sind es gewohnt, leistungsorientiert zu denken und auf Kontinuität zu setzen. Unsere Mitbewerber sitzen zum Beispiel in asiatischen Industrieländern. Durch die Globalisierung ist es aber auch für uns einfach geworden, Produkte nach Asien zu schicken. Wir suchen den globalen Wettbewerb.

„ Fair Play“ ist ein monatliches Radioformat der Radiofabrik Salzburg über verantwortungsvolles Wirtschaften im Bundesland Salzburg, moderiert vom Work-Life-Balance-Experten Christian Holzer. Das Interview ist eine Kooperation von „SW“ und Radiofabrik (www.radiofabrik.at).

Bei Patrick Müller hat mich sehr beeindruckt, welch fundierte Führungs- und Unternehmenskulturphilosophie in diesem 31-Jährigen stecken. Angenehm normal und weltweit erfolgreich und höchst mitarbeiterorientiert, das finde ich bemerkenswert.

Patrick Müller hat im Alter von 25 Jahren das Unternehmen Bilton in Saalfelden gegründet. Was 2009 als Start-up mit wenigen Mitarbeitern begann, steht heute als 70-Personen-Unternehmen gut da. Der gebürtige Viehhofener Müller entwickelt, produziert und vertreibt moderne LED-Module und bietet nachhaltiges Lichtmanagement an. Gleichzeitig liegt Patrick Müller eine sozial nachhaltige Unternehmensführung sehr am Herzen. Auch von der jungen Generation Y erntet er großen Zuspruch in seinem unkonventionellen Handeln mit Fokus Weltmarkt. Christian Holzer hat den sympathischen Pinzgauer Unternehmer zum Interview gebeten.

Vor kurzem ist Eure Tochter zur Welt gekommen?

Ich habe jetzt eine sehr interessante Zeit. Vor einem halben Jahr ist meine Tochter geboren, also habe ich derzeit zwei Babys, wenn ich mein Unternehmen da dazuzähle. Auch ein Wirtschaftsunternehmen kommt auf die Welt und durchläuft mehrere Phasen.

In welchen Entwicklungsschritten ist Bilton gewachsen und wo steht ihr denn jetzt?

Ich hatte 2009 ein Produkt, dass der Markt gesucht hat: Steuergeräte, die LED-Module regeln, schalten, dimmen oder Farben ablaufen lassen und dabei kosten- und energiesparend eingesetzt werden können. Nach einem überschaubaren Mitarbeiterstand zu Beginn sind bald viele Techniker dazugekommen. Heute sind wir 70 Mitarbeiter. In den Strukturen haben wir immer Spielräume gelassen, um Wege nicht zu verhindern. Ich beschäftige mich wenig mit der konkreten Zahl der Mitarbeiter, ich sehe mehr die soziale Verantwortung. Mein Job ist es ja auch am Unternehmen zu arbeiten und nicht nur im Unternehmen. Der Spaß muss für uns alle im Vordergrund stehen, gerade wenn gleichzeitig fast sekündlich die Qualität des Mitarbeiters abrufbar sein muss, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Du hast eine Lehrlingsoffensive gestartet?

Damit haben wir im Juli 2015 begonnen. Ich selbst habe seinerzeit auch eine Lehre absolviert und weiß daher, wie wichtig es für einen 15-Jährigen ist, die beruflichen Weichen früh im Leben richtig zu stellen. Ich sehe uns als Unternehmen in der Pflicht, vorzuleben, wie man gut mit diesen Lehrlingen umgeht. Wir brauchen Elektroniker, Produktionstechniker, aber auch Einkäufer oder Mediendesigner. Neben der rein technischen Seite kümmern wir uns um die menschliche Entwicklung und Führung dieser jungen Leute. Wir haben dafür einen eigenen Lehrlingscoach angestellt.

Ein Lehrlingscoach für die persönliche Entwicklung?

Die fachlichen Zuständigkeiten liegen bei den Team- und Abteilungsleitern, der Lehrlingscoach ist Ansprechpartner für die individuelle persönliche Entwicklung. Passt der Rahmen, ist die Person richtig eingesetzt? Auch private Themen haben Platz. Generell ist mir im Unternehmen wichtig, dass meine Mitarbeiter Verantwortung tragen, selbstbewusst werden, Entscheidungen fällen. Dazu führen wir die jungen Menschen hin.

Schwörst Du Deine Leute auf Deine Führungsphilosophie ein?

Mit der Größe wächst die Anforderung zur Aufteilung der Verantwortungen. Ich arbeite mit wöchentlichen Briefings für Entwicklungsrichtungen und die Unternehmenskultur, die ich verwirklicht wissen will.

Hast Du im Recruiting nach jungen coolen Typen Ausschau gehalten oder sind auch ältere Arbeitnehmer bei Dir?

Vorweg, im gesamten Betrieb arbeiten nur coole Mädels und Typen. Ich bin höchst beeindruckt, was meine Kolleginnen und Kollegen tagtäglich leisten. Wir haben unterschiedliche Altersklassen (z.B. Teamleiter von 55 – 20 Jahre), das macht das Arbeiten erst spannend. Neben Stellen, die Erfahrung ins Unternehmen gebracht haben, gilt es gleichzeitig, dahinter etwas nachwachsen zu lassen. Zukünftige Führungskräfte müssen von innen heraus kommen. Würde ein Unternehmen nicht von Personen mit Erfahrung mitgetragen werden, würde man ins Chaos steuern. Da sind verschiedene Haltungen unter einen Hut zu bringen, das ist ein Lernen für beide Seiten. Wie können wir uns mit Start-up-Charakter behaupten und trotzdem Strukturen haben, die jemanden auch die Sicherheit geben, dass das Unternehmen nicht mit 120 KMH gegen die Mauer fährt.

Der Arbeitsplatz der Zukunft?

Damit beschäftige ich mich sehr viel. Die Generation, die mit Internet aufwächst hat einen ganz anderen Zugang zu sozialem Umgang, zu Zeit und zu Information. Die Frage ist, wie können Unternehmen diese Menschen einfügen, damit sie in einem beträchtlichen Ausmaß ihrer Lebenszeit kreativ sein können und sich wohlfühlen. Ich persönlich bewerte leistungsbezogen und nicht anwesenheitsbezogen. Quasi als „unbeschränkter Urlaub“ sollen sich meine Mitarbeiter die Arbeit, das Projekt etc. völlig selbständig einteilen können.

Standort Saalfelden als Tor zum Weltmarkt?

Bei uns zählt die Liebe zur Region und die Liebe zu den Menschen etwas. Es pendeln Mitarbeiter aus der Stadt Salzburg zu uns und auch von München sind schon Leute nach Saalfelden gezogen, weil sie unsere Lebensqualität schätzen. Wir sind es gewohnt, leistungsorientiert zu denken und auf Kontinuität zu setzen. Unsere Mitbewerber sitzen zum Beispiel in asiatischen Industrieländern. Durch die Globalisierung ist es aber auch für uns einfach geworden, Produkte nach Asien zu schicken. Wir suchen den globalen Wettbewerb.

„ Fair Play“ ist ein monatliches Radioformat der Radiofabrik Salzburg über verantwortungsvolles Wirtschaften im Bundesland Salzburg, moderiert vom Work-Life-Balance-Experten Christian Holzer. Das Interview ist eine Kooperation von „SW“ und Radiofabrik (www.radiofabrik.at).

Nahaufnahme Christian Holzer

Christian Holzer

Work-Life-Balance Unternehmensberater und Karrierecoach, Betreiber ei-Institut Salzburg, SN-Karrierekolumnist, Buchautor, Karriereseminare auf FH und Universität Salzburg. Systemischer Coach und Reggio Grundausbildung.

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