Markus Weishaupt habe ich erstmals gesehen, als er von einem Podium herunter sagte: „Führen heißt, andere emporzuheben“. Der sympathische, international erfahrene Unternehmensberater hat es wahrlich drauf: Vertrauenskulturen, Führungskönnen im Unterstützen und im Gönnen, Loyalitätsgestaltung sowie Beitragswillenförderung verbindet er mit den klassischen Beratungsansätzen. Im Campus Verlag ist soeben sein Buch „Radikal anders. Die DNA erfolgreicher Familienunternehmen“ erschienen. Am 3.9. haben wir die Radiosendung Fair-Play auf der Radiofabrik gemeinsam gestaltet und am 10.9. war er nochmals in Salzburg zum viel beachteten Vortrag in der Wirtschaftskammer: „Lebenswelten der Familienunternehmen“. Hier das Interview mit Markus Weishaupt, bei dem sich bewahrheitet, dass Freundlichkeit und Erfolg zusammenpassen.
„Führen heißt, andere emporzuheben“, habe ich aus Deinem Munde schon öfters gehört. Liegt darin ein Geheimnis erfolgreichen Wirtschaftens?
Das Zitat stammt von meinem Geschäftspartner Arnold Weissman. Es ist ein Prinzip, dass wir selbst und in unseren Beratungen oft anwenden. Führen heißt, andere emporheben meint auch, dass sich eine Führungskraft dadurch stark macht, dass sie sich selbst in den Hintergrund bewegt. Die Mitarbeiter werden in den Vordergrund manövriert. Die Führungskraft stützt und fördert individuelle Potenziale. Der Erfolg der Führungskraft ist der Erfolg der sich aus den Erfolgen der Mitarbeiter ergibt.
Sind wir hier bei einem Kernpunkt der sozialen Nachhaltigkeit, der Menschen lange Zeit zufrieden im Unternehmen hält?
Es ist ein wesentlicher Bestandteil nachhaltiger Unternehmenskultur. Dieses Emporheben kann allerdings nicht bedingungslos stattfinden. Die besten Familienunternehmen können sagen, dass sie die besten Mitarbeiter haben, die am loyalsten zum Unternehmen stehen und die am meisten Einsatz von allen bringen. Das entspringt nicht nur aus Führungsprinzipien, sondern auch aus der Ausgewogenheit von Geben und Nehmen. Das impliziert, dass die Mitarbeiter Kompetenz mitbringen, und dass sie ihre Entwicklungen aus sich heraus vorantreiben wollen. In dieser Kombination macht das Emporheben nicht nur sozial, sondern auch ökonomisch Sinn.
Führungskönnen, Eigenverantwortung und Loyalität und Beitragswille sind also die erweiterten Kernpunkte?
Ja genau, es bringt ja nichts, wenn Menschen sich loyal zeigen und keinen Einsatz leisten wollen. Gleichzeitig gilt es auch, Führungskräfte und Mitarbeiter zu haben, die bei hohem Einsatz auch zum Unternehmen stehen und dieses nicht bei der erst besten Gelegenheit wieder verlassen.
Über die DNA erfolgreicher Familienunternehmen hält Markus Weishaupt (Bildmitte) Vorträge in Österreich, Deutschland, Italien und in der Schweiz. Moderiert wurde die WKS-Veranstaltung von Chefredakteur Kurt Oberholzer WKS (re.) und Christian Holzer (li.)
Du hast die „Gene“ von Familienunternehmen untersucht und die Ergebnisse im Buch „Radikal anders. Die DNA von Familienunternehmen“ festgehalten?
Ich habe 200 Familienunternehmen in Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz untersucht. Die Unternehmen sind sowohl länderspezifisch als auch vom Unternehmen her sehr unterschiedlich. Es gibt aber insgesamt 10 Kriterien, die alle erfolgreichen Familienunternehmen in ihrer DNA haben. Das ausgeprägte Vorhandensein der Kriterien unterscheidet die besten von den guten, egal ob das Unternehmen in Sizilien oder in Hamburg angesiedelt ist.
Langfristigkeit als Erfolgskriterium?
Langfristigkeit im Sinne der Nachhaltigkeit fußt auf zwei wesentlichen Faktoren: Nachfolge und gesunde Unternehmensführung. Die Lebensspanne des Unternehmens koppelt sich von der des Unternehmers/der Unternehmerin ab. Die Nachfolgefrage beginnt nicht erst, wenn Unternehmer sich dem Pensionsalter nähern, sondern schon in der Jugend der Nachfolgerinnen und Nachfolger, eigentlich schon mit der Geburt. Der Wille zum Übernehmen sollte unterstützt werden und der eigene Wille vorhanden sein, die nachfolgende Generation auch zeitgerecht ans Ruder zu lassen. Das Unternehmen muss gleichzeitig stark und übergebenswürdig sein. Die Management- und Führungsstrukturen der Unternehmen – als weiteres DNA-Merkmal – sind kontinuierlich anzupassen.
Werte und Vertrauen vorleben?
Als wir Familienunternehmen gefragt haben, welche Werte es sind, die so erfolgreich machen, haben wir über 400 Nennungen erhalten. Im Buch habe ich diese hohe Zahl auf 7 zentrale Werte eingedickt: Handschlagqualität, Leistung, Ehrlichkeit, Wertschätzung, Langfristigkeit, Loyalität und Familie.
Jetzt könnte man annehmen, dass diese Werte jedem Menschen etwas bedeuten und automatisch somit auch im Unternehmen ausreichend vorhanden sind?
Das ist sowohl in Familienunternahmen als auch in anderen Unternehmen nicht so. An diesen Werten muss täglich gearbeitet werden. Denn nicht an den Bekenntnissen zu den Werten wird man gemessen, sondern am effektiven Verhalten.
Stichwort Personalfindung: geht da mehr?
Da muss mehr gehen. Alleine wenn man die Ausschreibung über die Fragen „wer, was, wie“ gestaltet, kommen interessantere Bewerbungen zustande als üblich. Die Unternehmen brauchen ein klares Profil von sich selbst, damit Neuankömmlinge Bescheid wissen und bestehendes Personal eigene Entwicklungsmöglichkeiten erkennen kann. Mitunter wird mehr Zeit investiert, wie das nächste Firmenauto auszusehen hat, als in ein modernes Recruitingsystem. Es gibt nur erfolgreiche Unternehmen, wenn dort erfolgreiche Menschen arbeiten: Unternehmen von Menschen für Menschen. Wir brauchen keine Personaleinstellung, um dann die Persönlichkeit dieser Menschen zu verändern. Wir wollen die richtigen Persönlichkeiten ins Unternehmen holen, damit diese sich dann wunderbar entwickeln.
„ Fair Play“ ist ein monatliches Radioformat der Radiofabrik Salzburg über verantwortungsvolles Wirtschaften im Bundesland Salzburg, moderiert vom Work-Life-Balance-Experten Christian Holzer. Das Interview ist eine Kooperation von „SW“ und Radiofabrik (www.radiofabrik.at).
Christian Holzer
Work-Life-Balance Unternehmensberater und Karrierecoach, Betreiber ei-Institut Salzburg, SN-Karrierekolumnist, Buchautor, Karriereseminare auf FH und Universität Salzburg. Systemischer Coach und Reggio Grundausbildung.
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„Führen heißt, andere emporzuheben“, habe ich aus Deinem Munde schon öfters gehört. Liegt darin ein Geheimnis erfolgreichen Wirtschaftens?
Das Zitat stammt von meinem Geschäftspartner Arnold Weissman. Es ist ein Prinzip, dass wir selbst und in unseren Beratungen oft anwenden. Führen heißt, andere emporheben meint auch, dass sich eine Führungskraft dadurch stark macht, dass sie sich selbst in den Hintergrund bewegt. Die Mitarbeiter werden in den Vordergrund manövriert. Die Führungskraft stützt und fördert individuelle Potenziale. Der Erfolg der Führungskraft ist der Erfolg der sich aus den Erfolgen der Mitarbeiter ergibt.
Sind wir hier bei einem Kernpunkt der sozialen Nachhaltigkeit, der Menschen lange Zeit zufrieden im Unternehmen hält?
Es ist ein wesentlicher Bestandteil nachhaltiger Unternehmenskultur. Dieses Emporheben kann allerdings nicht bedingungslos stattfinden. Die besten Familienunternehmen können sagen, dass sie die besten Mitarbeiter haben, die am loyalsten zum Unternehmen stehen und die am meisten Einsatz von allen bringen. Das entspringt nicht nur aus Führungsprinzipien, sondern auch aus der Ausgewogenheit von Geben und Nehmen. Das impliziert, dass die Mitarbeiter Kompetenz mitbringen, und dass sie ihre Entwicklungen aus sich heraus vorantreiben wollen. In dieser Kombination macht das Emporheben nicht nur sozial, sondern auch ökonomisch Sinn.
Führungskönnen, Eigenverantwortung und Loyalität und Beitragswille sind also die erweiterten Kernpunkte?
Ja genau, es bringt ja nichts, wenn Menschen sich loyal zeigen und keinen Einsatz leisten wollen. Gleichzeitig gilt es auch, Führungskräfte und Mitarbeiter zu haben, die bei hohem Einsatz auch zum Unternehmen stehen und dieses nicht bei der erst besten Gelegenheit wieder verlassen.
Über die DNA erfolgreicher Familienunternehmen hält Markus Weishaupt (Bildmitte) Vorträge in Österreich, Deutschland, Italien und in der Schweiz. Moderiert wurde die WKS-Veranstaltung von Chefredakteur Kurt Oberholzer WKS (re.) und Christian Holzer (li.)
Du hast die „Gene“ von Familienunternehmen untersucht und die Ergebnisse im Buch „Radikal anders. Die DNA von Familienunternehmen“ festgehalten?
Ich habe 200 Familienunternehmen in Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz untersucht. Die Unternehmen sind sowohl länderspezifisch als auch vom Unternehmen her sehr unterschiedlich. Es gibt aber insgesamt 10 Kriterien, die alle erfolgreichen Familienunternehmen in ihrer DNA haben. Das ausgeprägte Vorhandensein der Kriterien unterscheidet die besten von den guten, egal ob das Unternehmen in Sizilien oder in Hamburg angesiedelt ist.
Langfristigkeit als Erfolgskriterium?
Langfristigkeit im Sinne der Nachhaltigkeit fußt auf zwei wesentlichen Faktoren: Nachfolge und gesunde Unternehmensführung. Die Lebensspanne des Unternehmens koppelt sich von der des Unternehmers/der Unternehmerin ab. Die Nachfolgefrage beginnt nicht erst, wenn Unternehmer sich dem Pensionsalter nähern, sondern schon in der Jugend der Nachfolgerinnen und Nachfolger, eigentlich schon mit der Geburt. Der Wille zum Übernehmen sollte unterstützt werden und der eigene Wille vorhanden sein, die nachfolgende Generation auch zeitgerecht ans Ruder zu lassen. Das Unternehmen muss gleichzeitig stark und übergebenswürdig sein. Die Management- und Führungsstrukturen der Unternehmen – als weiteres DNA-Merkmal – sind kontinuierlich anzupassen.
Werte und Vertrauen vorleben?
Als wir Familienunternehmen gefragt haben, welche Werte es sind, die so erfolgreich machen, haben wir über 400 Nennungen erhalten. Im Buch habe ich diese hohe Zahl auf 7 zentrale Werte eingedickt: Handschlagqualität, Leistung, Ehrlichkeit, Wertschätzung, Langfristigkeit, Loyalität und Familie.
Jetzt könnte man annehmen, dass diese Werte jedem Menschen etwas bedeuten und automatisch somit auch im Unternehmen ausreichend vorhanden sind?
Das ist sowohl in Familienunternahmen als auch in anderen Unternehmen nicht so. An diesen Werten muss täglich gearbeitet werden. Denn nicht an den Bekenntnissen zu den Werten wird man gemessen, sondern am effektiven Verhalten.
Stichwort Personalfindung: geht da mehr?
Da muss mehr gehen. Alleine wenn man die Ausschreibung über die Fragen „wer, was, wie“ gestaltet, kommen interessantere Bewerbungen zustande als üblich. Die Unternehmen brauchen ein klares Profil von sich selbst, damit Neuankömmlinge Bescheid wissen und bestehendes Personal eigene Entwicklungsmöglichkeiten erkennen kann. Mitunter wird mehr Zeit investiert, wie das nächste Firmenauto auszusehen hat, als in ein modernes Recruitingsystem. Es gibt nur erfolgreiche Unternehmen, wenn dort erfolgreiche Menschen arbeiten: Unternehmen von Menschen für Menschen. Wir brauchen keine Personaleinstellung, um dann die Persönlichkeit dieser Menschen zu verändern. Wir wollen die richtigen Persönlichkeiten ins Unternehmen holen, damit diese sich dann wunderbar entwickeln.
„ Fair Play“ ist ein monatliches Radioformat der Radiofabrik Salzburg über verantwortungsvolles Wirtschaften im Bundesland Salzburg, moderiert vom Work-Life-Balance-Experten Christian Holzer. Das Interview ist eine Kooperation von „SW“ und Radiofabrik (www.radiofabrik.at).
Christian Holzer
Work-Life-Balance Unternehmensberater und Karrierecoach, Betreiber ei-Institut Salzburg, SN-Karrierekolumnist, Buchautor, Karriereseminare auf FH und Universität Salzburg. Systemischer Coach und Reggio Grundausbildung.
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