„Was Du den ganzen Tag machst, soll dir Spass machen. Eine Arbeit zu machen, weil man dafür bezahlt wird oder weil sich nichts Besseres ergeben hat, das ist uns zu wenig“, sagt Franz Bruckner, Geschäftsführer der innocent Alps GmbH. Im Oktober 2017 war der Franz zu Gast bei mir, Christian Holzer,  in der Fair-Play Sendung auf der Radiofabrik (Als „SW“ Interview Ausgabe 45/17, S 30). Wir plauderten über nachhaltiges Wohlergehen als Basis zur hohen Leistungserbringung. Bei innocent, dem Hersteller der Smoothies, ist man schnell per Du. Schmäh gehört untrennbar zum Firmenauftritt. Was leicht und locker ausschaut, dahinter steckt viel Professionalität, gerade im Finden und Halten der besten Mitarbeiter. Vom Büro in der Salzburger Rainerstraße werden die Unternehmensbelange für die Dach-Region „innocent Alps GmbH“, also Deutschland, Österreich und Schweiz, seit 2006 gesteuert. Neuerdings kamen drei skandinavische Länder dazu. Die Firmenzentrale hat den Sitz in England. 500 Mitarbeiter arbeiten über ganz Europa verstreut, knappe 30 im Salzburger Büro. In 15 Ländern wird ein Jahresumsatz von 260 Millionen Euro erwirtschaftet. Jährlich werden 10% des Gewinns für wohltätige Zwecke gespendet. Flaggschiff des Unternehmens sind die In“-Fruchtgetränke „innocent-Smoothies“.

Bei Euch im Unternehmen gibt es eine große Portion Spaßfaktor und Anderssein?

Wenn man Spaß in der Arbeit nicht hat, kann man sie nicht durch noch so viel Spaß außerhalb ersetzen. Eine Arbeit zu machen, weil man dafür bezahlt wird oder weil sich nichts Besseres ergeben hat, das ist uns zu wenig. Erfolge entstehen oft über große Lust oder großen Zufall. Zufall ist schlecht steuerbar, die Lust sehr wohl. Wir haben auch keine Spaßverpflichtung, vielmehr kommt der Spaßfaktor bei uns aus dem lustvollen Beitrag aller.

Welchen Rahmen spannt ihr im Hintergrund auf, um es im Vordergrund so locker und leicht aussehen zu lassen?

Wenn man zu fünft im Büro sitzt ist es wie Fußball spielen am kleinen Feld. Dann ist es egal, wer Libero oder wer Stürmer spielt. Wenn eine Firma wächst, funktionieren die Dinge nicht mehr von selbst. In erster Linie geht es darum, die richtigen Menschen einzustellen. Wir erzeugen Stimmigkeit. Spaßverderber können wir dabei nicht gebrauchen. Wir schaffen eine Mischung aus Selbstinitiative und strukturiertem Angebot. Es sind keine Feenwesen und Elfen am Werk. Wir haben denselben Apparat wie viele andere Firmen auch. Wir unterscheiden uns weniger in dem was etwa ein Verkäufer machen muss, sondern im Wie. Man kann bei uns in Shorts und Flip-Flops in die Arbeit gehen, man könnte auch im Frack kommen. Jede Uniform ist eine Einschränkung der persönlichen Ausdrucksweise, ich habe am liebsten einen bunten Zoo: Fühle Dich wohl und mache einen guten Job.

Habt ihr Kernwerte?

Die kamen von den Gründern. Es sind Verhaltensrichtlinien, die das Spielfeld abstecken. „Be natural“: Sei natürlich. Das gilt für Produkte wie den Umgang miteinander, intern und extern. „Be entrepreneurial“: Tu so, als ob es dein eigenes Geschäft wäre. „Be responsible“: Wir sind verantwortlich, jeder. „Be commercial“: Unsere Markterfolge werden wir nicht erreichen, wenn wir Pfadfinderlieder absingen. Wir fragen viel. Es gibt ein hierarchische Entscheidungsstruktur und eine Kultur, die sich studentisch, familiär anfühlt. „Be generous“: Wir wollen großzügig miteinander umgehen. Wir geben Feedback und halten bei Traurigkeit ein Taschentuch bereit. Großzügigkeit im warmherzigen Sinn. Es ist bei uns genug Platz für „Glory“.

Neid schürt ihr nicht im Unternehmen?

Wir hoffen, dass wir Charaktere ins Unternehmen holen, die nicht Weltmeister im Neidigsein sind. Wir wollen an einem Strang ziehen. Wir haben im Recruiting viele Runden, bei dem die Kandidaten mit vielen Leuten von uns in Kontakt kommen. Wir stellen uns im „Van-Test“ vor, ob wir es mit dem Bewerber gut einen Tag im Lieferservice aushalten würden. Wir erzielen mit diesem eher langwierigen Verfahren hohe Trefferquoten.

Ihr habt etwas andere Berufsbezeichnungen?

Der erste Headquater wurde kurzerhand Fruittowers genannt, war aber kein Hochhaus sondern eine Baracke in London. Seither sind viele Titel fruchtbezogen, in Anspielung auf unser Hauptprodukt die Smoothies. Ich bin zum Beispiel „The Grapefather“. Wir schreiben heute zur Orientierung auch die tatsächliche Funktion auf die Visitenkarte. Wir haben auch Leute, die nennen wir Peopels Champion, weil sie sich um die Anliegen der Menschen draußen kümmern, via Telefon, wie wir sagen mittels „Bananaphone“.

Wo hast Du denn diese Ideen her?

Vieles ergibt sich. Im Jahr 2002 haben zwei junge Frauen in der Pause kleine Mützen gestrickt, gerade groß genug, um den Smoothies im Kühlregal eine Kopfbedeckung zu geben, aus Jux. Immer mehr Leute im Büro haben dann begonnen, sehr phantasievoll kleine Mützen zu stricken. Wir haben dann dazu aufgerufen, dass auch Konsumenten mitmachen sollen. 40 Cent pro Flasche spendeten wir an alte Menschen, die im Winter nicht genug zu heizen hatten. Im ersten Jahr erhielten wir 20.000 solcher kleinen Mützen. Letztes Jahr haben wir erstmals 1.000.000 Mützen von Konsumenten gestrickt bekommen. Im Jux entstanden, Hartnäckigkeit in der Entwicklung, gemündet in einer Bewegung und insgesamt € 3 Millionen an Spendenaufkommen aufgebracht und verkaufsfördernd dazu.

Die Halbjahrestreffen von innocent?

Zweimal im Jahr kommen alle innocent-Mitarbeiter zusammen. Die Sommerveranstaltung heißt „Nature Weekend“. Anfangs haben die wenigen Mitarbeiter Bäume umarmt und haben eine rauschende Party gefeiert. Nun ist die Veranstaltung richtig groß geworden. Zu diesen Anlässen gibt es Verleihungen mit „Best Male“ oder „Best Female“, und die besten Projekte werden gekürt. Die Vorschläge kommen von den 500 Mitarbeitern und orientieren sich an Originalität oder Kulturleistung, nicht an Umsatzzahlen, auch der Vorschlag selbst ist künstlerisch gestaltet.

Die Kultmarkenaufladung?

Nur mit Kulturstärke alleine verkaufst Du nichts. Unsere Kultur ist der Nährboden. Das Produkt muss gut sein und Konsumenten ansprechen.

„WorkVision“ ist eine Serie der „SW“ über zukunftsträchtige Ansätze rund um modernes Arbeiten im Bundesland Salzburg. Die Reihe wird von Christian Holzer, Work-Life-Balance-Experte in Unternehmens- und Karrierefragen, gestaltet. Die Interviewpartner werden in der Radiofabrikreihe „Fair-Play“ vor das Mikrofon geholt (www.radiofabrik.at).

Das WorkVision BarCamp ist eine jährliche Veranstaltung am Techno-Z Salzburg von Christian Holzer organisiert für inspirierte Menschen aus Unternehmen als Lebenswelten.

 

 

 

 

„Was Du den ganzen Tag machst, soll dir Spass machen. Eine Arbeit zu machen, weil man dafür bezahlt wird oder weil sich nichts Besseres ergeben hat, das ist uns zu wenig“, sagt Franz Bruckner, Geschäftsführer der innocent Alps GmbH. Im Oktober 2017 war der Franz zu Gast bei mir, Christian Holzer,  in der Fair-Play Sendung auf der Radiofabrik (Als „SW“ Interview Ausgabe 45/17, S 30). Wir plauderten über nachhaltiges Wohlergehen als Basis zur hohen Leistungserbringung. Bei innocent, dem Hersteller der Smoothies, ist man schnell per Du. Schmäh gehört untrennbar zum Firmenauftritt. Was leicht und locker ausschaut, dahinter steckt viel Professionalität, gerade im Finden und Halten der besten Mitarbeiter. Vom Büro in der Salzburger Rainerstraße werden die Unternehmensbelange für die Dach-Region „innocent Alps GmbH“, also Deutschland, Österreich und Schweiz, seit 2006 gesteuert. Neuerdings kamen drei skandinavische Länder dazu. Die Firmenzentrale hat den Sitz in England. 500 Mitarbeiter arbeiten über ganz Europa verstreut, knappe 30 im Salzburger Büro. In 15 Ländern wird ein Jahresumsatz von 260 Millionen Euro erwirtschaftet. Jährlich werden 10% des Gewinns für wohltätige Zwecke gespendet. Flaggschiff des Unternehmens sind die In“-Fruchtgetränke „innocent-Smoothies“.

Bei Euch im Unternehmen gibt es eine große Portion Spaßfaktor und Anderssein?

Wenn man Spaß in der Arbeit nicht hat, kann man sie nicht durch noch so viel Spaß außerhalb ersetzen. Eine Arbeit zu machen, weil man dafür bezahlt wird oder weil sich nichts Besseres ergeben hat, das ist uns zu wenig. Erfolge entstehen oft über große Lust oder großen Zufall. Zufall ist schlecht steuerbar, die Lust sehr wohl. Wir haben auch keine Spaßverpflichtung, vielmehr kommt der Spaßfaktor bei uns aus dem lustvollen Beitrag aller.

Welchen Rahmen spannt ihr im Hintergrund auf, um es im Vordergrund so locker und leicht aussehen zu lassen?

Wenn man zu fünft im Büro sitzt ist es wie Fußball spielen am kleinen Feld. Dann ist es egal, wer Libero oder wer Stürmer spielt. Wenn eine Firma wächst, funktionieren die Dinge nicht mehr von selbst. In erster Linie geht es darum, die richtigen Menschen einzustellen. Wir erzeugen Stimmigkeit. Spaßverderber können wir dabei nicht gebrauchen. Wir schaffen eine Mischung aus Selbstinitiative und strukturiertem Angebot. Es sind keine Feenwesen und Elfen am Werk. Wir haben denselben Apparat wie viele andere Firmen auch. Wir unterscheiden uns weniger in dem was etwa ein Verkäufer machen muss, sondern im Wie. Man kann bei uns in Shorts und Flip-Flops in die Arbeit gehen, man könnte auch im Frack kommen. Jede Uniform ist eine Einschränkung der persönlichen Ausdrucksweise, ich habe am liebsten einen bunten Zoo: Fühle Dich wohl und mache einen guten Job.

Habt ihr Kernwerte?

Die kamen von den Gründern. Es sind Verhaltensrichtlinien, die das Spielfeld abstecken. „Be natural“: Sei natürlich. Das gilt für Produkte wie den Umgang miteinander, intern und extern. „Be entrepreneurial“: Tu so, als ob es dein eigenes Geschäft wäre. „Be responsible“: Wir sind verantwortlich, jeder. „Be commercial“: Unsere Markterfolge werden wir nicht erreichen, wenn wir Pfadfinderlieder absingen. Wir fragen viel. Es gibt ein hierarchische Entscheidungsstruktur und eine Kultur, die sich studentisch, familiär anfühlt. „Be generous“: Wir wollen großzügig miteinander umgehen. Wir geben Feedback und halten bei Traurigkeit ein Taschentuch bereit. Großzügigkeit im warmherzigen Sinn. Es ist bei uns genug Platz für „Glory“.

Neid schürt ihr nicht im Unternehmen?

Wir hoffen, dass wir Charaktere ins Unternehmen holen, die nicht Weltmeister im Neidigsein sind. Wir wollen an einem Strang ziehen. Wir haben im Recruiting viele Runden, bei dem die Kandidaten mit vielen Leuten von uns in Kontakt kommen. Wir stellen uns im „Van-Test“ vor, ob wir es mit dem Bewerber gut einen Tag im Lieferservice aushalten würden. Wir erzielen mit diesem eher langwierigen Verfahren hohe Trefferquoten.

Ihr habt etwas andere Berufsbezeichnungen?

Der erste Headquater wurde kurzerhand Fruittowers genannt, war aber kein Hochhaus sondern eine Baracke in London. Seither sind viele Titel fruchtbezogen, in Anspielung auf unser Hauptprodukt die Smoothies. Ich bin zum Beispiel „The Grapefather“. Wir schreiben heute zur Orientierung auch die tatsächliche Funktion auf die Visitenkarte. Wir haben auch Leute, die nennen wir Peopels Champion, weil sie sich um die Anliegen der Menschen draußen kümmern, via Telefon, wie wir sagen mittels „Bananaphone“.

Wo hast Du denn diese Ideen her?

Vieles ergibt sich. Im Jahr 2002 haben zwei junge Frauen in der Pause kleine Mützen gestrickt, gerade groß genug, um den Smoothies im Kühlregal eine Kopfbedeckung zu geben, aus Jux. Immer mehr Leute im Büro haben dann begonnen, sehr phantasievoll kleine Mützen zu stricken. Wir haben dann dazu aufgerufen, dass auch Konsumenten mitmachen sollen. 40 Cent pro Flasche spendeten wir an alte Menschen, die im Winter nicht genug zu heizen hatten. Im ersten Jahr erhielten wir 20.000 solcher kleinen Mützen. Letztes Jahr haben wir erstmals 1.000.000 Mützen von Konsumenten gestrickt bekommen. Im Jux entstanden, Hartnäckigkeit in der Entwicklung, gemündet in einer Bewegung und insgesamt € 3 Millionen an Spendenaufkommen aufgebracht und verkaufsfördernd dazu.

Die Halbjahrestreffen von innocent?

Zweimal im Jahr kommen alle innocent-Mitarbeiter zusammen. Die Sommerveranstaltung heißt „Nature Weekend“. Anfangs haben die wenigen Mitarbeiter Bäume umarmt und haben eine rauschende Party gefeiert. Nun ist die Veranstaltung richtig groß geworden. Zu diesen Anlässen gibt es Verleihungen mit „Best Male“ oder „Best Female“, und die besten Projekte werden gekürt. Die Vorschläge kommen von den 500 Mitarbeitern und orientieren sich an Originalität oder Kulturleistung, nicht an Umsatzzahlen, auch der Vorschlag selbst ist künstlerisch gestaltet.

Die Kultmarkenaufladung?

Nur mit Kulturstärke alleine verkaufst Du nichts. Unsere Kultur ist der Nährboden. Das Produkt muss gut sein und Konsumenten ansprechen.

„WorkVision“ ist eine Serie der „SW“ über zukunftsträchtige Ansätze rund um modernes Arbeiten im Bundesland Salzburg. Die Reihe wird von Christian Holzer, Work-Life-Balance-Experte in Unternehmens- und Karrierefragen, gestaltet. Die Interviewpartner werden in der Radiofabrikreihe „Fair-Play“ vor das Mikrofon geholt (www.radiofabrik.at).

Das WorkVision BarCamp ist eine jährliche Veranstaltung am Techno-Z Salzburg von Christian Holzer organisiert für inspirierte Menschen aus Unternehmen als Lebenswelten.

 

 

 

 

Nahaufnahme Christian Holzer

Christian Holzer

Work-Life-Balance Unternehmensberater und Karrierecoach, Betreiber ei-Institut Salzburg, SN-Karrierekolumnist, Buchautor, Karriereseminare auf FH und Universität Salzburg. Systemischer Coach und Reggio Grundausbildung.

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