Als Work-Life-Balance-Unternehmensberater führe ich für das Salzburger Community-Radio Radiofabrik regelmäßig Gespräche mit Führungskräften. Mir ist wichtig, dass es Führungskräfte sind, die in ihrem Unternehmen Welten gestalten, der Menschen wirklich gerne angehören wollen. Erster Interviewpartner ist Albert Schmidbauer von Biogena. Das Unternehmen erzielt jährlich 30%-ige Umsatzzuwächse. Unter anderem dadurch, dass bei Schmiedbauer die Mitarbeiter an erster Stelle stehen und Gewinne als Folge einer Vertrauenskultur erzielt werden.
CH: Sie sagen, dass betriebswirtschaftliche Ergebnisse nicht primärer Sinn im Unternehmen sind. Welche primären Ziele verfolgen Sie?
AS: Wirtschaftlich gut dazustehen und Gewinne zu maximieren ist bei uns mehr Ergebnis als Ziel. Für uns macht Sinn, dass eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit entsteht. Wir brauchen eine Rückführung der menschlichen Orientierung in die Arbeit. Man lädt die Produkte und Dienstleistungen dadurch mit einem Mehrwert auf. Das wird vom Kunden wahrgenommen und honoriert. Es macht einen Unterschied ob 135 Mitarbeiter Vorgaben (z.B. auch Kostenstellenbudgets) abarbeiten oder jeder dieser 135 Mitarbeiter eigenverantwortlich agiert, sich mit viel Kraft im Sinne der Businessmission einbringt.
Damit gewinnen wir sowohl Nachhaltigkeits- als auch Wirtschaftspreise. Ich habe bereits in meiner Dissertation nachgewiesen, dass KMUs, die verantwortungsvoll agieren, abzulesen zum Beispiel an CSR-Aktivitäten, einen höheren Bonitätsindex aufweisen. Zusätzlich ist auch der Nachweis gelungen, dass diese Unternehmen in Umsatz- und Mitarbeiterentwicklung wesentlich besser abgeschnitten haben.
CH: Wie entsteht bei Biogena soziale Nachhaltigkeit?
AS: Potenzialentwicklung ist zentraler Bestandteil der Managementkultur bei Biogena. Wir stellen zusätzlich eine Vertrauenskultur in den Vordergrund. Unsere drei Grundwerte im Unternehmen sind Vertrauen, Wertschätzung und Verantwortung und es ist Führungsaufgabe, diese zu vermitteln und zu hüten. Vertrauen entsteht von innen nach außen. Wir wollen, dass unser Unternehmen und unsere Produkte Vertrauen ausstrahlen. So gesehen kommt der zufriedene Mitarbeiter noch vor dem zufriedenen Kunden. Damit schaffen wir eine Reputation, die umsatzfördernd ist.
CH: Vertrauen entsteht nicht einfach so, arbeiten Sie da systematisch am Aufbau?
AS: Vertrauen entsteht, indem man bedingungslos Vertrauen gibt. Das bedeutet wiederum Kontrollverzicht, geringe Reglementierung, große Entfaltungsspielräume. Die Ausrichtung passiert über die gemeinsame Vision. Die gemeinsamen Ziele fungieren wie Leitplanken. Wir fördern aber nicht nur, wir fordern auch. Wir möchten, dass unsere Mitarbeiter im Sinne des Unternehmens und im Sinne der Kunden ihre Leistung erbringen. Wir nehmen auch keine Angebote von Investoren wahr. Biogena ist und bleibt mein Unternehmen, Biogena ist eine Herzensangelegenheit. Die Mitarbeiter sollen die Sicherheit haben, dass die vermittelten Werte über lange Zeiträume hinweg aufrecht bleiben.
CH: Sie haben einen Bildungstausender eingeführt, der allen Mitarbeitern freie Fortbildungswahl lässt. Haben Sie Angst, dass dieser missbräuchlich verwendet werden könnte?
AS: Ab heuer gibt es bei Biogena den sogenannten Bildungstausender, jeder Biogena Mitarbeiter kann sich für 1000 Euro völlig frei fortbilden, jeder wie er will, ich entscheide nichts mit, die Interessen des Mitarbeiters stehen im Vordergrund. Ich will damit erreichen, dass ich eine Truppe von freidenkenden und breit gebildeten Mitarbeitern habe, damit wir bestmöglich für die Zukunft gerüstet sind, zukunftsfit sozusagen.
CH: Sie führen ein Social Service Center als Anlaufstelle für Mitarbeiter?
AS: Die Überlegung dahinter war die, dass 30% bis 40% der Bevölkerung immer wieder in Problemen stecken, sozial, finanziell oder in Beziehungsproblemen. Wir wollten Mitarbeitern im Bedarfsfall niederschwellig helfen. Es gibt Sprechstunden, alles wird streng vertraulich gehandhabt. Es zeigt sich, dass, wenn jemand im täglichen Leben Probleme hat, sich der Horizont verengt und die Menschen oft von selbst nicht die nötigen Hilfestellungen finden. Da haben wir professionelle Beratung nun im eigenen Haus. Wir haben die Einrichtung nun seit einem Jahr in Betrieb. Sie wird gut angenommen. Wir sind sehr stolz auf diese Einrichtung.
CH: Wie entsteht Work-Life-Balance bei Biogena?
AS: Es gehört zu unseren Führungsgrundsätzen, dass man nicht Tag und Nacht im Einsatz sein muss, um etwas zu bewegen. Auch ich bin nicht Tag und Nacht im Einsatz. Ich kümmere mich vor allem um strategische Dinge. Ich habe das Glück eine Führungsmannschaft zu haben, die sich sehr gut entwickelt hat und sich laufend weiterbildet. Wir wollen berufliche Entwicklung, Karriere sowie Persönlichkeits- und Potenzialentfaltung unter einen Hut bringen. Wir wollen viel bewegen, aber nicht ausbrennen. Wir haben einen 90%igen Anteil von Führungskräften, die Marke „Eigenbau“ sind. Das steigert die Motivation. Man kann bei uns etwas werden, man kann sich entwickeln.
CH: Vielen Dank für Ihre Zeit!
- Dieses Interview habe ich für die Sendereihe „Fair Play„ der Radiofabrik Salzburg geführt.
Sendezeit: jeden 1. Donnerstag im Monat ab 16 Uhr - „Fair Play“ ist ein monatliches Radioformat über verantwortungsvolles Wirtschaften im Bundesland Salzburg. Das Interview ist eine Kooperation von „SW“ und Radiofabrik.
- Nächste Sendungen: 4. Mai, 7. Juni 2015.
Ich freue mich, wenn Sie mir zuhören!
Christian Holzer
Work-Life-Balance Unternehmensberater und Karrierecoach, Betreiber ei-Institut Salzburg, SN-Karrierekolumnist, Buchautor, Karriereseminare auf FH und Universität Salzburg. Systemischer Coach und Reggio Grundausbildung.
Diesen Beitrag teilen:
9. September 2024
Navigation durch den KI-Dschungel: 12. Sept.
14. August 2024
Digitales Leitkonzept für das DomQuartier Salzburg
31. Juli 2024
Charity Challenge 2024
Als Work-Life-Balance-Unternehmensberater führe ich für das Salzburger Community-Radio Radiofabrik regelmäßig Gespräche mit Führungskräften. Mir ist wichtig, dass es Führungskräfte sind, die in ihrem Unternehmen Welten gestalten, der Menschen wirklich gerne angehören wollen. Erster Interviewpartner ist Albert Schmidbauer von Biogena. Das Unternehmen erzielt jährlich 30%-ige Umsatzzuwächse. Unter anderem dadurch, dass bei Schmiedbauer die Mitarbeiter an erster Stelle stehen und Gewinne als Folge einer Vertrauenskultur erzielt werden.
CH: Sie sagen, dass betriebswirtschaftliche Ergebnisse nicht primärer Sinn im Unternehmen sind. Welche primären Ziele verfolgen Sie?
AS: Wirtschaftlich gut dazustehen und Gewinne zu maximieren ist bei uns mehr Ergebnis als Ziel. Für uns macht Sinn, dass eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit entsteht. Wir brauchen eine Rückführung der menschlichen Orientierung in die Arbeit. Man lädt die Produkte und Dienstleistungen dadurch mit einem Mehrwert auf. Das wird vom Kunden wahrgenommen und honoriert. Es macht einen Unterschied ob 135 Mitarbeiter Vorgaben (z.B. auch Kostenstellenbudgets) abarbeiten oder jeder dieser 135 Mitarbeiter eigenverantwortlich agiert, sich mit viel Kraft im Sinne der Businessmission einbringt.
Damit gewinnen wir sowohl Nachhaltigkeits- als auch Wirtschaftspreise. Ich habe bereits in meiner Dissertation nachgewiesen, dass KMUs, die verantwortungsvoll agieren, abzulesen zum Beispiel an CSR-Aktivitäten, einen höheren Bonitätsindex aufweisen. Zusätzlich ist auch der Nachweis gelungen, dass diese Unternehmen in Umsatz- und Mitarbeiterentwicklung wesentlich besser abgeschnitten haben.
CH: Wie entsteht bei Biogena soziale Nachhaltigkeit?
AS: Potenzialentwicklung ist zentraler Bestandteil der Managementkultur bei Biogena. Wir stellen zusätzlich eine Vertrauenskultur in den Vordergrund. Unsere drei Grundwerte im Unternehmen sind Vertrauen, Wertschätzung und Verantwortung und es ist Führungsaufgabe, diese zu vermitteln und zu hüten. Vertrauen entsteht von innen nach außen. Wir wollen, dass unser Unternehmen und unsere Produkte Vertrauen ausstrahlen. So gesehen kommt der zufriedene Mitarbeiter noch vor dem zufriedenen Kunden. Damit schaffen wir eine Reputation, die umsatzfördernd ist.
CH: Vertrauen entsteht nicht einfach so, arbeiten Sie da systematisch am Aufbau?
AS: Vertrauen entsteht, indem man bedingungslos Vertrauen gibt. Das bedeutet wiederum Kontrollverzicht, geringe Reglementierung, große Entfaltungsspielräume. Die Ausrichtung passiert über die gemeinsame Vision. Die gemeinsamen Ziele fungieren wie Leitplanken. Wir fördern aber nicht nur, wir fordern auch. Wir möchten, dass unsere Mitarbeiter im Sinne des Unternehmens und im Sinne der Kunden ihre Leistung erbringen. Wir nehmen auch keine Angebote von Investoren wahr. Biogena ist und bleibt mein Unternehmen, Biogena ist eine Herzensangelegenheit. Die Mitarbeiter sollen die Sicherheit haben, dass die vermittelten Werte über lange Zeiträume hinweg aufrecht bleiben.
CH: Sie haben einen Bildungstausender eingeführt, der allen Mitarbeitern freie Fortbildungswahl lässt. Haben Sie Angst, dass dieser missbräuchlich verwendet werden könnte?
AS: Ab heuer gibt es bei Biogena den sogenannten Bildungstausender, jeder Biogena Mitarbeiter kann sich für 1000 Euro völlig frei fortbilden, jeder wie er will, ich entscheide nichts mit, die Interessen des Mitarbeiters stehen im Vordergrund. Ich will damit erreichen, dass ich eine Truppe von freidenkenden und breit gebildeten Mitarbeitern habe, damit wir bestmöglich für die Zukunft gerüstet sind, zukunftsfit sozusagen.
CH: Sie führen ein Social Service Center als Anlaufstelle für Mitarbeiter?
AS: Die Überlegung dahinter war die, dass 30% bis 40% der Bevölkerung immer wieder in Problemen stecken, sozial, finanziell oder in Beziehungsproblemen. Wir wollten Mitarbeitern im Bedarfsfall niederschwellig helfen. Es gibt Sprechstunden, alles wird streng vertraulich gehandhabt. Es zeigt sich, dass, wenn jemand im täglichen Leben Probleme hat, sich der Horizont verengt und die Menschen oft von selbst nicht die nötigen Hilfestellungen finden. Da haben wir professionelle Beratung nun im eigenen Haus. Wir haben die Einrichtung nun seit einem Jahr in Betrieb. Sie wird gut angenommen. Wir sind sehr stolz auf diese Einrichtung.
CH: Wie entsteht Work-Life-Balance bei Biogena?
AS: Es gehört zu unseren Führungsgrundsätzen, dass man nicht Tag und Nacht im Einsatz sein muss, um etwas zu bewegen. Auch ich bin nicht Tag und Nacht im Einsatz. Ich kümmere mich vor allem um strategische Dinge. Ich habe das Glück eine Führungsmannschaft zu haben, die sich sehr gut entwickelt hat und sich laufend weiterbildet. Wir wollen berufliche Entwicklung, Karriere sowie Persönlichkeits- und Potenzialentfaltung unter einen Hut bringen. Wir wollen viel bewegen, aber nicht ausbrennen. Wir haben einen 90%igen Anteil von Führungskräften, die Marke „Eigenbau“ sind. Das steigert die Motivation. Man kann bei uns etwas werden, man kann sich entwickeln.
CH: Vielen Dank für Ihre Zeit!
- Dieses Interview habe ich für die Sendereihe „Fair Play„ der Radiofabrik Salzburg geführt.
Sendezeit: jeden 1. Donnerstag im Monat ab 16 Uhr - „Fair Play“ ist ein monatliches Radioformat über verantwortungsvolles Wirtschaften im Bundesland Salzburg. Das Interview ist eine Kooperation von „SW“ und Radiofabrik.
- Nächste Sendungen: 4. Mai, 7. Juni 2015.
Ich freue mich, wenn Sie mir zuhören!
Christian Holzer
Work-Life-Balance Unternehmensberater und Karrierecoach, Betreiber ei-Institut Salzburg, SN-Karrierekolumnist, Buchautor, Karriereseminare auf FH und Universität Salzburg. Systemischer Coach und Reggio Grundausbildung.
Diesen Beitrag teilen:
9. September 2024
Navigation durch den KI-Dschungel: 12. Sept.
14. August 2024
Digitales Leitkonzept für das DomQuartier Salzburg
31. Juli 2024