Adresys Geschäftsführer Ulrich Klapper wurde mir von Monika Sturmer als Gesprächspartner für die Zukunft der Arbeit empfohlen. Recht herzlichen Dank von dieser Stelle aus: Es gab viel Gesprächsstoff. Der Vorarlberger Klapper stellt mit seinen Adresys-Leuten höchst Erfolgreiches und das mit sehr zukunftsträchiger Haltung auf die Beine. Ulrich Klapper versteht sich als Coach, als Unterstützer. Er agiert als Schnittstelle zwischen dem Mutterunternehmen Omicron und dem Firmensitz in Salzburg am Techno-Z. Adresys entwickelt und vertreibt Geräte zur Prüfung von Betriebsmitteln in elektrischen Energienetzen. Ernstfälle werden simuliert. Über „No artificial Limits“ geht Bürokratie gegen null, dafür züchten sie Bienen am Dach, kommen und gehen je nach eigenen und Projekterfordernissen. Einer dieser autonom agierenden Mitarbeiter ist Softwareentwickler Andreas Ortner, der sich auch um die Bienenstöcke am Dach kümmert. Beide habe ich Ende 2018 in die Radiofabrik zum Interview gebeten.

„Wir wären verrückt, würden wir nicht unser Arbeitsumfeld so wohltuend wie möglich gestalten“, sagt ihr, warum diese Priorität?

Klapper: Dem OMICRON Firmengründer Rainer Aberer lag das Arbeiten für alle unter hohen Wohlfühlbedingungen im Blut. Vom ersten Tag an wurde diese Philosophie gelebt. Ich bin seit 20 Jahren im Unternehmen und weiß, dass Spaß haben im Job und das Wohlergehen aller zu großartiger Leistung führt. Erst im Laufe der Zeit hat eine Reflexion dieser ursprünglichen Automatismen eingesetzt mit Effekten auf Firmenbindung, Recruiting und Leistungserbringung. Die spezielle Kultur bei OMICRON hat Selbstläufercharakter und ist 2012 nach Salzburg rasch übergeschwappt.

Ein Musikvideo als Beispiel für unkonventionelle Arbeit bei Euch?

Klapper: Das Musikvideo mit dem Titel „Our Energy moves“ war eine Idee von zwei OMICRON-Mitarbeitern, die das Projekt angingen, ohne jemand davor zu fragen im Unternehmen. Als das Ergebnis vorhanden war, war der Firmengründer restlos begeistert. Er hätte auch sagen können: „Um Gottes Willen, warum habt ihr so viel Geld ausgegeben, ohne dass ich davon weiß“. Er sagte: „Coole Idee, wir schauen, was wir damit machen.“

Ein angenehmer Arbeitsrahmen für einen Softwareentwickler?

Ortner: „No artificial limits“, Bürokratie wird aus dem Weg geräumt. Bei uns werden die Chefs als Coaches benannt. Wir wollen möglichst frei und eigenverantwortlich arbeiten. Wir können die Entscheidungen oft dort treffen, wo die Dienstleistung entsteht. Ein Freiheits- und Verwirklichungsgefühl entsteht.

Es kann über hohe Eigenverantwortung auch viel Druck für den Einzelnen entstehen?

Ortner: Ich empfinde es als äußerst positiv in hoher Eigenverantwortung zu arbeiten. Ich mache mir zu meinen Aufgaben sehr viel Gedanken. Ich arbeite konkret derzeit als Softwareentwickler für ein Prüfgerät, das wir selbst in Salzburg entwickelt haben. Wir arbeiten in einer kleinen, schlagkräftigen Gruppe. In der Schweiz hatten wir gerade jetzt eine Releasevorbereitung von neuen Hard- und Softwarekomponenten. Wenn ich glaube, dass es eine gute Idee ist, dort hinzufahren, dann habe ich mit keinen Hürden zu rechnen, ich fahre einfach und probiere das Gerät aus. Ich muss ein Gefühl entwickeln, dass ich die Qualität zum Release optimal hinbekomme. Ich spreche mich mit meinem unmittelbaren Kollegen ab. Wir organisieren alles selbst von Hotel bis Fahrt. In diesem Falle hatten wir tatsächlich sehr, sehr großen Erfolg.

Klapper: Wir holen uns gute Leute an Bord. Wer weiß besser, ob ein Feldtest angezeigt ist oder nicht. Selbst wenn sich eine Dienstreise einmal als nicht als gewinnbringend herausstellen sollte, weiß der Mitarbeiter am besten, worauf er in Hinkunft achten soll.

Great Place to Work?

Klapper: Es hat Wettbewerbscharakter und hat für die untersuchte Firma den Vorteil der Standortbestimmung als Arbeitgebermarke. OMICRON hat zuletzt mehrmals den ersten Platz errungen, wir haben aber hauptsächlich wegen dem Benchmark mitgemacht, um unseren Verbesserungsbedarf zu lokalisieren.

Ist auch ARS ein Great Place to Work?

Klapper: Wir starten außer Konkurrenz. Wir erreichen die Mindestmitarbeiterzahl von 20 nicht. Wir wollen aber ohnehin den Fokus auf den Vergleich mit anderen legen und werden sehen, wo wir stehen. Wir haben auch die OMICRON-Zahlen mit denen wir uns vergleichen können.

Ulrich Klapper und Andreas Ortner (r) im Mike Vogl Bild.

Ihr bezeichnet den Chef als Coach. Bist Du in erster Linie Unterstützer?

Klapper: Ich bereite Dinge so vor, dass unser tolles Team gut arbeiten kann. Der Coach ist schon auch Chef. Es gilt auch Entscheidungen zu treffen, die nicht so populär sind bis hin, eine Kündigung auszusprechen. Auch Gehälter sind festzulegen. Den Begriff Coach wählen wir deshalb, weil die unterstützende Funktion im Vordergrund steht. Was draufsteht, prägt den Inhalt. Zusätzlich arbeiten wir in der Prozessunterstützung mit Scrum Mastern.

Bienenzüchten als Work-Life-Balance Tipp?

Ortner: Der Techno-Z GF Werner Pfeiffenberger und mein früherer Coach Bernd Marte haben eine Imker-Idee geboren, in die ich nun involviert bin. Wir gewinnen auf möglichst nachhaltige Art und Weise Honig direkt am Techno-Z in Itzling. Wir haben fünf Bienenstöcke, die ich laufend betreue. Die Imkerei zählt nicht als Arbeitszeit, findet aber während des Tages statt. Mein Großvater war Imker und nun übe auch ich diese Tätigkeit aus. Imkerei ist für mich ein Sinnthema. Bienen sind wichtig auf der Welt. Außerdem brauche ich als Softwareentwickler immer gute Ideen. Es sind genau die Momente, wenn ich die Bildschirmarbeit verlasse, bei denen Kreativität aufkommt. Andere gehen auf einen Kaffee, ich gehe zu den Bienen aufs Dach.

Arbeitszeitregelung, Kontrolle und Ergebnisvertrauen?

Klapper: Wir sind absolut frei in der Wahl unserer Arbeitszeit. Das funktioniert nur, wenn man sich gegenseitig vertraut. Wir zeichnen gewissenhaft Arbeitszeit auf, aber wir kontrollieren nicht. Wenn jemand die Firma übers Ohr hauen will, schafft er das ohnehin. Wir haben keine Blockzeiten jeder kommt und geht wie es ihm und dem Team passt. Ich greife nicht ein.

Ortner: Wir suchen ja Menschen, die gut zu uns passen, nicht einen Funktionsträger und diesen Leuten vertrauen wir dann auch. 

„WorkVision“ ist eine Serie der „SW“ über zukunftsträchtige Ansätze rund um modernes Arbeiten im Bundesland Salzburg. Die Reihe wird von Christian Holzer, Work-Life-Balance-Experte in Unternehmens- und Karrierefragen, gestaltet. Die Interviewpartner werden in der Radiofabrikreihe „Fair-Play“ vor das Mikrofon geholt (www.radiofabrik.at).

Das WorkVision BarCamp ist eine jährliche Veranstaltung am Techno-Z Salzburg von Christian Holzer organisiert für inspirierte Menschen aus Unternehmen als Lebenswelten

Adresys Geschäftsführer Ulrich Klapper wurde mir von Monika Sturmer als Gesprächspartner für die Zukunft der Arbeit empfohlen. Recht herzlichen Dank von dieser Stelle aus: Es gab viel Gesprächsstoff. Der Vorarlberger Klapper stellt mit seinen Adresys-Leuten höchst Erfolgreiches und das mit sehr zukunftsträchiger Haltung auf die Beine. Ulrich Klapper versteht sich als Coach, als Unterstützer. Er agiert als Schnittstelle zwischen dem Mutterunternehmen Omicron und dem Firmensitz in Salzburg am Techno-Z. Adresys entwickelt und vertreibt Geräte zur Prüfung von Betriebsmitteln in elektrischen Energienetzen. Ernstfälle werden simuliert. Über „No artificial Limits“ geht Bürokratie gegen null, dafür züchten sie Bienen am Dach, kommen und gehen je nach eigenen und Projekterfordernissen. Einer dieser autonom agierenden Mitarbeiter ist Softwareentwickler Andreas Ortner, der sich auch um die Bienenstöcke am Dach kümmert. Beide habe ich Ende 2018 in die Radiofabrik zum Interview gebeten.

„Wir wären verrückt, würden wir nicht unser Arbeitsumfeld so wohltuend wie möglich gestalten“, sagt ihr, warum diese Priorität?

Klapper: Dem OMICRON Firmengründer Rainer Aberer lag das Arbeiten für alle unter hohen Wohlfühlbedingungen im Blut. Vom ersten Tag an wurde diese Philosophie gelebt. Ich bin seit 20 Jahren im Unternehmen und weiß, dass Spaß haben im Job und das Wohlergehen aller zu großartiger Leistung führt. Erst im Laufe der Zeit hat eine Reflexion dieser ursprünglichen Automatismen eingesetzt mit Effekten auf Firmenbindung, Recruiting und Leistungserbringung. Die spezielle Kultur bei OMICRON hat Selbstläufercharakter und ist 2012 nach Salzburg rasch übergeschwappt.

Ein Musikvideo als Beispiel für unkonventionelle Arbeit bei Euch?

Klapper: Das Musikvideo mit dem Titel „Our Energy moves“ war eine Idee von zwei OMICRON-Mitarbeitern, die das Projekt angingen, ohne jemand davor zu fragen im Unternehmen. Als das Ergebnis vorhanden war, war der Firmengründer restlos begeistert. Er hätte auch sagen können: „Um Gottes Willen, warum habt ihr so viel Geld ausgegeben, ohne dass ich davon weiß“. Er sagte: „Coole Idee, wir schauen, was wir damit machen.“

Ein angenehmer Arbeitsrahmen für einen Softwareentwickler?

Ortner: „No artificial limits“, Bürokratie wird aus dem Weg geräumt. Bei uns werden die Chefs als Coaches benannt. Wir wollen möglichst frei und eigenverantwortlich arbeiten. Wir können die Entscheidungen oft dort treffen, wo die Dienstleistung entsteht. Ein Freiheits- und Verwirklichungsgefühl entsteht.

Es kann über hohe Eigenverantwortung auch viel Druck für den Einzelnen entstehen?

Ortner: Ich empfinde es als äußerst positiv in hoher Eigenverantwortung zu arbeiten. Ich mache mir zu meinen Aufgaben sehr viel Gedanken. Ich arbeite konkret derzeit als Softwareentwickler für ein Prüfgerät, das wir selbst in Salzburg entwickelt haben. Wir arbeiten in einer kleinen, schlagkräftigen Gruppe. In der Schweiz hatten wir gerade jetzt eine Releasevorbereitung von neuen Hard- und Softwarekomponenten. Wenn ich glaube, dass es eine gute Idee ist, dort hinzufahren, dann habe ich mit keinen Hürden zu rechnen, ich fahre einfach und probiere das Gerät aus. Ich muss ein Gefühl entwickeln, dass ich die Qualität zum Release optimal hinbekomme. Ich spreche mich mit meinem unmittelbaren Kollegen ab. Wir organisieren alles selbst von Hotel bis Fahrt. In diesem Falle hatten wir tatsächlich sehr, sehr großen Erfolg.

Klapper: Wir holen uns gute Leute an Bord. Wer weiß besser, ob ein Feldtest angezeigt ist oder nicht. Selbst wenn sich eine Dienstreise einmal als nicht als gewinnbringend herausstellen sollte, weiß der Mitarbeiter am besten, worauf er in Hinkunft achten soll.

Great Place to Work?

Klapper: Es hat Wettbewerbscharakter und hat für die untersuchte Firma den Vorteil der Standortbestimmung als Arbeitgebermarke. OMICRON hat zuletzt mehrmals den ersten Platz errungen, wir haben aber hauptsächlich wegen dem Benchmark mitgemacht, um unseren Verbesserungsbedarf zu lokalisieren.

Ist auch ARS ein Great Place to Work?

Klapper: Wir starten außer Konkurrenz. Wir erreichen die Mindestmitarbeiterzahl von 20 nicht. Wir wollen aber ohnehin den Fokus auf den Vergleich mit anderen legen und werden sehen, wo wir stehen. Wir haben auch die OMICRON-Zahlen mit denen wir uns vergleichen können.

Ulrich Klapper und Andreas Ortner (r) im Mike Vogl Bild.

Ihr bezeichnet den Chef als Coach. Bist Du in erster Linie Unterstützer?

Klapper: Ich bereite Dinge so vor, dass unser tolles Team gut arbeiten kann. Der Coach ist schon auch Chef. Es gilt auch Entscheidungen zu treffen, die nicht so populär sind bis hin, eine Kündigung auszusprechen. Auch Gehälter sind festzulegen. Den Begriff Coach wählen wir deshalb, weil die unterstützende Funktion im Vordergrund steht. Was draufsteht, prägt den Inhalt. Zusätzlich arbeiten wir in der Prozessunterstützung mit Scrum Mastern.

Bienenzüchten als Work-Life-Balance Tipp?

Ortner: Der Techno-Z GF Werner Pfeiffenberger und mein früherer Coach Bernd Marte haben eine Imker-Idee geboren, in die ich nun involviert bin. Wir gewinnen auf möglichst nachhaltige Art und Weise Honig direkt am Techno-Z in Itzling. Wir haben fünf Bienenstöcke, die ich laufend betreue. Die Imkerei zählt nicht als Arbeitszeit, findet aber während des Tages statt. Mein Großvater war Imker und nun übe auch ich diese Tätigkeit aus. Imkerei ist für mich ein Sinnthema. Bienen sind wichtig auf der Welt. Außerdem brauche ich als Softwareentwickler immer gute Ideen. Es sind genau die Momente, wenn ich die Bildschirmarbeit verlasse, bei denen Kreativität aufkommt. Andere gehen auf einen Kaffee, ich gehe zu den Bienen aufs Dach.

Arbeitszeitregelung, Kontrolle und Ergebnisvertrauen?

Klapper: Wir sind absolut frei in der Wahl unserer Arbeitszeit. Das funktioniert nur, wenn man sich gegenseitig vertraut. Wir zeichnen gewissenhaft Arbeitszeit auf, aber wir kontrollieren nicht. Wenn jemand die Firma übers Ohr hauen will, schafft er das ohnehin. Wir haben keine Blockzeiten jeder kommt und geht wie es ihm und dem Team passt. Ich greife nicht ein.

Ortner: Wir suchen ja Menschen, die gut zu uns passen, nicht einen Funktionsträger und diesen Leuten vertrauen wir dann auch. 

„WorkVision“ ist eine Serie der „SW“ über zukunftsträchtige Ansätze rund um modernes Arbeiten im Bundesland Salzburg. Die Reihe wird von Christian Holzer, Work-Life-Balance-Experte in Unternehmens- und Karrierefragen, gestaltet. Die Interviewpartner werden in der Radiofabrikreihe „Fair-Play“ vor das Mikrofon geholt (www.radiofabrik.at).

Das WorkVision BarCamp ist eine jährliche Veranstaltung am Techno-Z Salzburg von Christian Holzer organisiert für inspirierte Menschen aus Unternehmen als Lebenswelten

Nahaufnahme Christian Holzer

Christian Holzer

Work-Life-Balance Unternehmensberater und Karrierecoach, Betreiber ei-Institut Salzburg, SN-Karrierekolumnist, Buchautor, Karriereseminare auf FH und Universität Salzburg. Systemischer Coach und Reggio Grundausbildung.

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