Am Montag wurden die Awards des Online Hack the Crisis-Hackathons von Austrian Startups verliehen. Was uns besonders freut: im Overall Winner Team mit dabei ist Martin Huber, CEO von Dental Manufacturing Unit im Techno 5. Die Challenge: Ob man von zu Hause aus der Corona Pandemie etwas entgegenstellen kann? Angenommen haben die Herausforderung viele: Von Freitag, 27. bis Sonntag, 29. März 2020 arbeiteten mehr als 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in über 50 Teams an verschiedenen Projekten.

Du bist mit dem Projekt Public Spacers bei den ‚overall winnern‘ des Hack the crisis-Hackathon von Austrian Startups. Kannst du das Projekt kurz beschreiben?

Martin Huber: Es gab 50 Herausforderungen, sogenannte Challenges. Wir haben uns für das Thema Physical Distancing im Public Transport entschieden und uns mit der Frage beschäftigt, wie man es schafft, dass Menschen nach wie vor öffentliche Verkehrsmittel benutzen, den Abstand zueinander von einem Meter einhalten und wie man ihnen die Angst nehmen kann, in überfüllten Waggons zu stehen. Wir sind schnell auf das Konzept von Load Balancing gekommen: Dabei rechnen wir mit einer möglichen Auslastung der Verkehrsmittel von 45 %. Das heißt, jeder 2. Sitzplatz muss frei bleiben, inklusive 5% Schwankungsbreite und reservierten Waggons für ältere ÖPNV-Nutzer ohne Smartphone. Der Fahrgast gibt dazu über eine App ein Zeitfenster für seine Fahrt ein und bekommt ein passendes Verkehrsmittel empfohlen.

Video der Winner Ceremony: Public Spacers (min 28:40)

Links: Die entwickelte Funktion dargestellt als Integration der bestehenden ÖBB Auslastungsanzeige (© Österreichische Bundesbahnen).

Du warst Teamleader. Bist du mit dem Ergebnis zufrieden?

Martin Huber: Ja, wir waren ein super Team und wir haben es geschafft, in 48 Stunden ein umsetzungsfähiges Whitepaper zu entwickeln, das ÖBB, SBB, Wiener Linien integrieren können. Wir wollten keine konkurrierende Plattform aufbauen. Die Lösung sollte nicht zu komplex sein und auf eine starke Verbesserung abzielen. Unser System ist kein Ticketsystem, es gibt Empfehlungen ab und geht vom vernünftigen Fahrgast aus. Es könnte schon in einem Monat – sportlich in drei Wochen – realisiert werden.

Was hat dich motiviert beim Hackathon mitzumachen?

Martin Huber: Ich hab den Hackathon zufällig im Internet gesehen und mich als Teilnehmer beworben. Eigentlich habe ich mich als Produktentwickler für Medizintechnik angemeldet, dann aber für den Bereich Public Transport entschieden. Das ist definitiv ein Zukunftsthema und interessiert mich sehr.

Wie ist das Team Public Spacers zusammengekommen?

Martin Huber: Jeder von uns hat sich eigenständig für das Thema und die Challenge des Verkehrsministeriums entschieden. Im Chatroom haben wir dann als Team zusammengefunden: zwei Datascientisten, ein Software-Spezialist und ich als Produktentwickler. Am zweiten Tag kam noch unsere Mentorin Claudia Falkinger, Innovationsmanagerin bei den ÖBB, dazu, die uns mit wichtigen Inputs versorgt und uns mit Leuten aus der Branche vernetzt hat.

Public Spacers Team v.l.: Martin Huber, Claudia Falkinger, Georg Schelkshorn, Laura und Victoria Osterloh.

Die Zusammenarbeit vom Homeoffice aus stelle ich mir bei Produktentwicklungen schwierig vor. Wie habt ihr das gelöst?

Martin Huber: Die Zusammenarbeit hat sehr gut funktioniert. Wir waren sehr produktiv, haben mit Zoom Videocalls, und der Collaboration Platform Miro gearbeitet. Das ist ein digitales Whiteboard für dislozierte Teams. Wir sind wie bei einer Unternehmensgründung vorgegangen und haben nach dem Business Model Canvas gearbeitet.

Vom Hackathon zu deinem Unternehmen: Wie schaut der Arbeitsalltag bei Dental Manufacturing Unit jetzt aus?

Martin Huber: Wir sind alle im Homeoffice, bis auf wenige Ausnahmen, wenn wir z.B. die Pakete mit Prototypenteilen abholen. Derzeit arbeiten wir an 6-Monatsplänen im Bereich Softwareentwicklung, mit Tickets und Tasks, das läuft gut. In einer Konzeptionsphase wäre es schwieriger.

Das heißt, ihr macht keine Abstriche in der Produktivität und Effizienz?

Martin Huber: Wir haben keine Einbußen und arbeiten so, wie wir mit unseren internationalen Partnern bisher schon gearbeitet haben. Die Kommunikation funktioniert über Microsoft Teams und anderen Plattformen. Wir sind unter Volllast, vermissen aber die gemeinsam entwickelte Unternehmenskultur. Um unsere Ansprüche annähernd aufrecht zu erhalten, müssen Führungskräfte viel mehr investieren als sonst. Unsere Bereichsleiter arbeiten mehr, weil mehr Einzelgespräche nötig sind und es in den Telefonaten auch mal um andere Themen gehen muss, die auch wichtig sind z. B. wie die Herausforderungen daheim laufen.

Ihr seid in den Bereichen Automatisierung und Robotics tätig. Inwieweit trifft euch die Corona Krise?

Martin Huber: Unsere Branche, die der Medizinprodukte, ist betroffen. Die Leute gehen weniger zum Zahnarzt, und in Folge geht das weiter bis zu uns. Aber ich bin Optimist. Aus dem heutigen Wissensstand heraus halten wir unseren Kurs und werden gut durchkommen.

Was wird sich nach Corona gesellschaftlich ändern? Wird sich etwas ändern?

Martin Huber: Ein schöner Gedanke wäre: Einige der Trends, die Globalisierung mit sich gebracht hat in einer neuen Perspektive zu betrachten. Eine Bewegung zum Klimawandel gab es beispielsweise schon vor der COVID-19 Krise. Ich hoffe wir greifen viele dieser Gedanken erneut und noch energischer auf.
Außerdem werden wir danach den sozialen Kontakt und Austausch noch stärker genießen können. Das wird aber eine Halbwertszeit haben :-).

Alfons Wörmer und Martin Huber, Geschäftsführer von Dental Manufacturing Unit im Techno 5. Bild: Copyright Techno-Z Konrad Fersterer

Vielen Dank für das Gespräch!

Am Montag wurden die Awards des Online Hack the Crisis-Hackathons von Austrian Startups verliehen. Was uns besonders freut: im Overall Winner Team mit dabei ist Martin Huber, CEO von Dental Manufacturing Unit im Techno 5. Die Challenge: Ob man von zu Hause aus der Corona Pandemie etwas entgegenstellen kann? Angenommen haben die Herausforderung viele: Von Freitag, 27. bis Sonntag, 29. März 2020 arbeiteten mehr als 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in über 50 Teams an verschiedenen Projekten.

Du bist mit dem Projekt Public Spacers bei den ‚overall winnern‘ des Hack the crisis-Hackathon von Austrian Startups. Kannst du das Projekt kurz beschreiben?

Martin Huber: Es gab 50 Herausforderungen, sogenannte Challenges. Wir haben uns für das Thema Physical Distancing im Public Transport entschieden und uns mit der Frage beschäftigt, wie man es schafft, dass Menschen nach wie vor öffentliche Verkehrsmittel benutzen, den Abstand zueinander von einem Meter einhalten und wie man ihnen die Angst nehmen kann, in überfüllten Waggons zu stehen. Wir sind schnell auf das Konzept von Load Balancing gekommen: Dabei rechnen wir mit einer möglichen Auslastung der Verkehrsmittel von 45 %. Das heißt, jeder 2. Sitzplatz muss frei bleiben, inklusive 5% Schwankungsbreite und reservierten Waggons für ältere ÖPNV-Nutzer ohne Smartphone. Der Fahrgast gibt dazu über eine App ein Zeitfenster für seine Fahrt ein und bekommt ein passendes Verkehrsmittel empfohlen.

Video der Winner Ceremony: Public Spacers (min 28:40)

Links: Die entwickelte Funktion dargestellt als Integration der bestehenden ÖBB Auslastungsanzeige (© Österreichische Bundesbahnen).

Du warst Teamleader. Bist du mit dem Ergebnis zufrieden?

Martin Huber: Ja, wir waren ein super Team und wir haben es geschafft, in 48 Stunden ein umsetzungsfähiges Whitepaper zu entwickeln, das ÖBB, SBB, Wiener Linien integrieren können. Wir wollten keine konkurrierende Plattform aufbauen. Die Lösung sollte nicht zu komplex sein und auf eine starke Verbesserung abzielen. Unser System ist kein Ticketsystem, es gibt Empfehlungen ab und geht vom vernünftigen Fahrgast aus. Es könnte schon in einem Monat – sportlich in drei Wochen – realisiert werden.

Was hat dich motiviert beim Hackathon mitzumachen?

Martin Huber: Ich hab den Hackathon zufällig im Internet gesehen und mich als Teilnehmer beworben. Eigentlich habe ich mich als Produktentwickler für Medizintechnik angemeldet, dann aber für den Bereich Public Transport entschieden. Das ist definitiv ein Zukunftsthema und interessiert mich sehr.

Wie ist das Team Public Spacers zusammengekommen?

Martin Huber: Jeder von uns hat sich eigenständig für das Thema und die Challenge des Verkehrsministeriums entschieden. Im Chatroom haben wir dann als Team zusammengefunden: zwei Datascientisten, ein Software-Spezialist und ich als Produktentwickler. Am zweiten Tag kam noch unsere Mentorin Claudia Falkinger, Innovationsmanagerin bei den ÖBB, dazu, die uns mit wichtigen Inputs versorgt und uns mit Leuten aus der Branche vernetzt hat.

Public Spacers Team v.l.: Martin Huber, Claudia Falkinger, Georg Schelkshorn, Laura und Victoria Osterloh.

Die Zusammenarbeit vom Homeoffice aus stelle ich mir bei Produktentwicklungen schwierig vor. Wie habt ihr das gelöst?

Martin Huber: Die Zusammenarbeit hat sehr gut funktioniert. Wir waren sehr produktiv, haben mit Zoom Videocalls, und der Collaboration Platform Miro gearbeitet. Das ist ein digitales Whiteboard für dislozierte Teams. Wir sind wie bei einer Unternehmensgründung vorgegangen und haben nach dem Business Model Canvas gearbeitet.

Vom Hackathon zu deinem Unternehmen: Wie schaut der Arbeitsalltag bei Dental Manufacturing Unit jetzt aus?

Martin Huber: Wir sind alle im Homeoffice, bis auf wenige Ausnahmen, wenn wir z.B. die Pakete mit Prototypenteilen abholen. Derzeit arbeiten wir an 6-Monatsplänen im Bereich Softwareentwicklung, mit Tickets und Tasks, das läuft gut. In einer Konzeptionsphase wäre es schwieriger.

Das heißt, ihr macht keine Abstriche in der Produktivität und Effizienz?

Martin Huber: Wir haben keine Einbußen und arbeiten so, wie wir mit unseren internationalen Partnern bisher schon gearbeitet haben. Die Kommunikation funktioniert über Microsoft Teams und anderen Plattformen. Wir sind unter Volllast, vermissen aber die gemeinsam entwickelte Unternehmenskultur. Um unsere Ansprüche annähernd aufrecht zu erhalten, müssen Führungskräfte viel mehr investieren als sonst. Unsere Bereichsleiter arbeiten mehr, weil mehr Einzelgespräche nötig sind und es in den Telefonaten auch mal um andere Themen gehen muss, die auch wichtig sind z. B. wie die Herausforderungen daheim laufen.

Ihr seid in den Bereichen Automatisierung und Robotics tätig. Inwieweit trifft euch die Corona Krise?

Martin Huber: Unsere Branche, die der Medizinprodukte, ist betroffen. Die Leute gehen weniger zum Zahnarzt, und in Folge geht das weiter bis zu uns. Aber ich bin Optimist. Aus dem heutigen Wissensstand heraus halten wir unseren Kurs und werden gut durchkommen.

Was wird sich nach Corona gesellschaftlich ändern? Wird sich etwas ändern?

Martin Huber: Ein schöner Gedanke wäre: Einige der Trends, die Globalisierung mit sich gebracht hat in einer neuen Perspektive zu betrachten. Eine Bewegung zum Klimawandel gab es beispielsweise schon vor der COVID-19 Krise. Ich hoffe wir greifen viele dieser Gedanken erneut und noch energischer auf.
Außerdem werden wir danach den sozialen Kontakt und Austausch noch stärker genießen können. Das wird aber eine Halbwertszeit haben :-).

Alfons Wörmer und Martin Huber, Geschäftsführer von Dental Manufacturing Unit im Techno 5. Bild: Copyright Techno-Z Konrad Fersterer

Vielen Dank für das Gespräch!

Monika Sturmer

Monika Sturmer

Techno-Z Verbund GmbH
Seit 2011 im Techno-Z. Interessiert an allen Themen und News rund um den Technologie-, Innovations- und Wirtschaftsstandort. Redaktion Techno-Z Blog und Ansprechpartnerin für Blogautor*innen aus der Techno-Z Community.

Alle Beiträge von diesem Autor

Diesen Beitrag teilen: