Die Familie Fallwickl mit ihrer Natursteinproduktion in Adnet habe ich vor mehreren Jahren im Zuge meiner Projektleitung für das EU-Projekt „Zeitbalance“ kennengelernt. 2009 war das Thema Work-Life-Balance noch ein recht zartes Pflänzchen und Waltraud und Andreas Fallwickl haben sich für das Thema interessiert. In der Märzausgabe 2016 der Radiofabriksendung Fair-Play kamen zwei Generationen zur Sendung, die sich die Führungsaufgaben im Unternehmen teilen: Spannend, spannend. Durch Liebe zusammengewürfelt, entstand ein beispielgebendes Führungskonzept beim Adneter Natursteingroßhandel AMC-Competent. Mit Charme und auch Witz (Andreas Fallwickl hat als Grabsteinhändler den Ambrosklassiker „Es lebe der Zentralfriedhof“ als Musik mitgebracht) präsentierten sich meine Gäste.

Ihr habt in Zusammenarbeit Eltern und Kinder einen Betrieb praktisch neu aufgesetzt?

Waltraud Fallwickl: Zwei Familienverbände wurden zusammengeführt, als Andreas und ich uns verliebt haben. Da wir beide Kinder hatten, ist eine Patchworksituation entstanden. Nicht nur wir beide entschlossen uns für ein Unternehmensmodell. Auch der damals 18-jährige Markus Fallwickl, der noch in der Steinmetzausbildung war, hat ebenso das ok gegeben, wie meine Tochter Doris, die gerade eine Ausbildung zur Lehrerin für Mathematik und Sport gemacht hat. Das war interessant und kompliziert zugleich. Jetzt waren vier Personen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in einem Boot.

Hat es eine Rolle gespielt, dass ein Zweig Nichtunternehmer in die Unternehmensführung eingetreten ist?

Andreas Fallwickl: Ich hatte ohnehin immer die Ambition gehabt über den reinen Handwerksbetrieb hinauszugehen. Meine Frau hat mich in dieser Vision sehr bekräftigt. Ihre Denkanstöße, auch manchmal provozierende Qualitätsfragen, haben mich immer weiter vorangetrieben. Das war der Motor, sich so groß zu verändern, über den Tellerrand zu blicken und international zu denken zu beginnen. Wir agieren jetzt zum Beispiel auch in Indien und China. Da muss man auch einmal die Tradition verlassen und beweglich sein. Da war es goldrichtig die beiden Frauen in die Firma hereinzunehmen, die ganz andere Ansichten hatten als ich.

Waltraud Fallwickl: Ich war jahrelang in verschiedenen Unternehmen angestellt. Dann hast du plötzlich die Möglichkeit zu gestalten und dir wird die Summe der Probleme bewusst, die da tagtäglich auftauchen wie zum Beispiel Finanz- oder Rechtsfragen. Wir haben oft unternehmerische und gleichzeitig Angestellten-Sichtweisen eingenommen und aus diesem Doppelblick heraus die Entscheidungen getroffen.

Wie war es für Dich als junge Generation in das Unternehmen einzusteigen und was hat sich für Dich gelohnt?

Doris Baumann: Ich hatte am Anfang wenig Ahnung von Handwerk und vom Handel. Das war eine große Herausforderung. Ich konnte viel mitentwickeln, heute ist das genau die Grundlage dass ich sehr gerne arbeiten gehe.

Wie sieht Eure Funktionsaufteilung aus?

Doris Baumann: Ich betreue die administrativen Finanzen, Lohnverrechnung und Budgetüberwachung. Ich hatte über mein Studium der Mathematik einen Zugang zu Zahlen. Außerdem liegt es mir genau zu sein. Markus Fallwickl und ich haben als Weiterbildungsmaßnahme eine Managementausbildung absolviert, das kommt mir heute in der Mitarbeiterführung zugute. Außerdem haben wir alle vier uns in den Anfangszeiten einen Personal-Coach von außen geholt, um diese Aufteilungen in den Griff zu bekommen.

Andreas Fallwickl: Ich hatte die Firmenleitung über die ich vor ein paar Jahren an meinen damals 28-jährigen Sohn Markus übergeben habe, der nun das Tagesgeschäft leitet. Die junge Generation soll Verantwortung übernehmen. Ich sehe mich heute mit meinen 53 Jahren noch nicht in der Pension und gemeinsam arbeiten wir an den Strategien und das auf Augenhöhe. Ich leite auch noch den Einkauf in China und Indien.

Waltraud Fallwickl: Andreas hat die Visionen und die sind ganz wichtig für uns. Ich bin für Kommunikation und Marketing zuständig, Personalfragen und das Qualitätsmanagement. Im Letzteren muss ich nicht mehr viel eingreifen, weil wir von allen Mitarbeitern eine gelebte Qualitätsmanagementkultur haben, das finde ich besonders toll.

Die kooperative Führung hat also Auswirkungen auf die Mitarbeiter?

Waltraud Fallwickl: Wir versuchen offen mit Kritik umzugehen. Dafür muss man sich Zeit nehmen. Wir haben hohe Ausbildungsunterschiede, verschiedene Lebensumstände und mehrere Nationalitäten im Unternehmen. Die wichtige Führungsfrage ist: Wie ticken die Menschen, was macht ihnen Spaß und wie können sie wichtige Mitglieder in einer sehr komplexen Firmenstruktur sein?

Andreas Fallwickl: Unsere Philosophie ist es uns in Menschen hineinzuversetzen. Flache Hierarchien bedeuten aber auch eine Gratwanderung. Wir sind mit allen Mitarbeitern per Du. Da kann schon einmal das Erkennen von amikalem Umgang und Chefanweisung zu Überforderung führen.

Waltraud Fallwickl: Wenn ich Mitsprache einfordere ergibt das schon einmal eine gegenteilige Strategie zu Erfahrungen unserer Mitarbeiter bei früheren Arbeitgebern. Wir sind der Ansicht: 50 Augen bzw. Ohren sehen und hören eben mehr und somit ist eine relativ einfache Qualitätskontrolle gegeben.

Ihr habt jeden einzelnen Mitarbeiter auf der Homepage kurz in seinen Stärken beschrieben?

Waltraud Fallwickl: Uns ist jede Persönlichkeit im Unternehmen sehr wichtig, das stellen wir dar. Einmal habe ich aus Versehen nicht gleich einen neuen Mitarbeiter auf die Homepage gestellt. Dieser hat dann aber befürchtet, dass er wieder entlassen wird. Das hat mir gezeigt, wie wichtig diese Präsentation auch jedem einzelnen Mitarbeiter ist.

 „ Fair Play“ ist ein monatliches Radioformat der Radiofabrik Salzburg über verantwortungsvolles Wirtschaften im Bundesland Salzburg, moderiert vom Work-Life-Balance-Experten Christian Holzer. Das Interview ist eine Kooperation von „SW“ und Radiofabrik (www.radiofabrik.at). Christian Holzer sagt, was nach innen gelebt wird, ist nach außen gut darstellbar und produziert mit dem Wiener Marketingfilmer Jörg Pattiss unkonventionelle Employer Branding Videos.

Im Titelbild: Andreas Fallwickl, Doris Baumann, Waltraud Fallwickl von AMC-Competent mit Fair-Play-Moderator Christian Holzer (v.l.)

 

Die Familie Fallwickl mit ihrer Natursteinproduktion in Adnet habe ich vor mehreren Jahren im Zuge meiner Projektleitung für das EU-Projekt „Zeitbalance“ kennengelernt. 2009 war das Thema Work-Life-Balance noch ein recht zartes Pflänzchen und Waltraud und Andreas Fallwickl haben sich für das Thema interessiert. In der Märzausgabe 2016 der Radiofabriksendung Fair-Play kamen zwei Generationen zur Sendung, die sich die Führungsaufgaben im Unternehmen teilen: Spannend, spannend. Durch Liebe zusammengewürfelt, entstand ein beispielgebendes Führungskonzept beim Adneter Natursteingroßhandel AMC-Competent. Mit Charme und auch Witz (Andreas Fallwickl hat als Grabsteinhändler den Ambrosklassiker „Es lebe der Zentralfriedhof“ als Musik mitgebracht) präsentierten sich meine Gäste.

Ihr habt in Zusammenarbeit Eltern und Kinder einen Betrieb praktisch neu aufgesetzt?

Waltraud Fallwickl: Zwei Familienverbände wurden zusammengeführt, als Andreas und ich uns verliebt haben. Da wir beide Kinder hatten, ist eine Patchworksituation entstanden. Nicht nur wir beide entschlossen uns für ein Unternehmensmodell. Auch der damals 18-jährige Markus Fallwickl, der noch in der Steinmetzausbildung war, hat ebenso das ok gegeben, wie meine Tochter Doris, die gerade eine Ausbildung zur Lehrerin für Mathematik und Sport gemacht hat. Das war interessant und kompliziert zugleich. Jetzt waren vier Personen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in einem Boot.

Hat es eine Rolle gespielt, dass ein Zweig Nichtunternehmer in die Unternehmensführung eingetreten ist?

Andreas Fallwickl: Ich hatte ohnehin immer die Ambition gehabt über den reinen Handwerksbetrieb hinauszugehen. Meine Frau hat mich in dieser Vision sehr bekräftigt. Ihre Denkanstöße, auch manchmal provozierende Qualitätsfragen, haben mich immer weiter vorangetrieben. Das war der Motor, sich so groß zu verändern, über den Tellerrand zu blicken und international zu denken zu beginnen. Wir agieren jetzt zum Beispiel auch in Indien und China. Da muss man auch einmal die Tradition verlassen und beweglich sein. Da war es goldrichtig die beiden Frauen in die Firma hereinzunehmen, die ganz andere Ansichten hatten als ich.

Waltraud Fallwickl: Ich war jahrelang in verschiedenen Unternehmen angestellt. Dann hast du plötzlich die Möglichkeit zu gestalten und dir wird die Summe der Probleme bewusst, die da tagtäglich auftauchen wie zum Beispiel Finanz- oder Rechtsfragen. Wir haben oft unternehmerische und gleichzeitig Angestellten-Sichtweisen eingenommen und aus diesem Doppelblick heraus die Entscheidungen getroffen.

Wie war es für Dich als junge Generation in das Unternehmen einzusteigen und was hat sich für Dich gelohnt?

Doris Baumann: Ich hatte am Anfang wenig Ahnung von Handwerk und vom Handel. Das war eine große Herausforderung. Ich konnte viel mitentwickeln, heute ist das genau die Grundlage dass ich sehr gerne arbeiten gehe.

Wie sieht Eure Funktionsaufteilung aus?

Doris Baumann: Ich betreue die administrativen Finanzen, Lohnverrechnung und Budgetüberwachung. Ich hatte über mein Studium der Mathematik einen Zugang zu Zahlen. Außerdem liegt es mir genau zu sein. Markus Fallwickl und ich haben als Weiterbildungsmaßnahme eine Managementausbildung absolviert, das kommt mir heute in der Mitarbeiterführung zugute. Außerdem haben wir alle vier uns in den Anfangszeiten einen Personal-Coach von außen geholt, um diese Aufteilungen in den Griff zu bekommen.

Andreas Fallwickl: Ich hatte die Firmenleitung über die ich vor ein paar Jahren an meinen damals 28-jährigen Sohn Markus übergeben habe, der nun das Tagesgeschäft leitet. Die junge Generation soll Verantwortung übernehmen. Ich sehe mich heute mit meinen 53 Jahren noch nicht in der Pension und gemeinsam arbeiten wir an den Strategien und das auf Augenhöhe. Ich leite auch noch den Einkauf in China und Indien.

Waltraud Fallwickl: Andreas hat die Visionen und die sind ganz wichtig für uns. Ich bin für Kommunikation und Marketing zuständig, Personalfragen und das Qualitätsmanagement. Im Letzteren muss ich nicht mehr viel eingreifen, weil wir von allen Mitarbeitern eine gelebte Qualitätsmanagementkultur haben, das finde ich besonders toll.

Die kooperative Führung hat also Auswirkungen auf die Mitarbeiter?

Waltraud Fallwickl: Wir versuchen offen mit Kritik umzugehen. Dafür muss man sich Zeit nehmen. Wir haben hohe Ausbildungsunterschiede, verschiedene Lebensumstände und mehrere Nationalitäten im Unternehmen. Die wichtige Führungsfrage ist: Wie ticken die Menschen, was macht ihnen Spaß und wie können sie wichtige Mitglieder in einer sehr komplexen Firmenstruktur sein?

Andreas Fallwickl: Unsere Philosophie ist es uns in Menschen hineinzuversetzen. Flache Hierarchien bedeuten aber auch eine Gratwanderung. Wir sind mit allen Mitarbeitern per Du. Da kann schon einmal das Erkennen von amikalem Umgang und Chefanweisung zu Überforderung führen.

Waltraud Fallwickl: Wenn ich Mitsprache einfordere ergibt das schon einmal eine gegenteilige Strategie zu Erfahrungen unserer Mitarbeiter bei früheren Arbeitgebern. Wir sind der Ansicht: 50 Augen bzw. Ohren sehen und hören eben mehr und somit ist eine relativ einfache Qualitätskontrolle gegeben.

Ihr habt jeden einzelnen Mitarbeiter auf der Homepage kurz in seinen Stärken beschrieben?

Waltraud Fallwickl: Uns ist jede Persönlichkeit im Unternehmen sehr wichtig, das stellen wir dar. Einmal habe ich aus Versehen nicht gleich einen neuen Mitarbeiter auf die Homepage gestellt. Dieser hat dann aber befürchtet, dass er wieder entlassen wird. Das hat mir gezeigt, wie wichtig diese Präsentation auch jedem einzelnen Mitarbeiter ist.

 „ Fair Play“ ist ein monatliches Radioformat der Radiofabrik Salzburg über verantwortungsvolles Wirtschaften im Bundesland Salzburg, moderiert vom Work-Life-Balance-Experten Christian Holzer. Das Interview ist eine Kooperation von „SW“ und Radiofabrik (www.radiofabrik.at). Christian Holzer sagt, was nach innen gelebt wird, ist nach außen gut darstellbar und produziert mit dem Wiener Marketingfilmer Jörg Pattiss unkonventionelle Employer Branding Videos.

Im Titelbild: Andreas Fallwickl, Doris Baumann, Waltraud Fallwickl von AMC-Competent mit Fair-Play-Moderator Christian Holzer (v.l.)

 

Nahaufnahme Christian Holzer

Christian Holzer

Work-Life-Balance Unternehmensberater und Karrierecoach, Betreiber ei-Institut Salzburg, SN-Karrierekolumnist, Buchautor, Karriereseminare auf FH und Universität Salzburg. Systemischer Coach und Reggio Grundausbildung.

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