Alle Welt schreit 4.0! Die Medien übertrumpfen sich gegenseitig mit verheißungsvollen Berichten zur vierten industriellen Revolution. Eine Salzburger Forschungsinitiative hat näher hingesehen und muss diese Euphorie etwas bremsen.

Wie wirkt sich der Trend zur Virtualisierung und Vernetzung auf die Prozesse, Methoden und Strategien der Instandhaltung aus? Dieser Frage geht die österreichische Sondierungsmaßnahme „Instandhaltung 4.0“ nach. Die Realität ist – noch – ernüchternd, wie die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage zeigen.

Erste Gehversuche brachten nicht das erhoffte Ergebnis

Georg Güntner von der Salzburg Research Forschungsgesellschaft bringt die aktuelle Situation auf den Punkt: „Nach wie vor haben nur wenige Unternehmen innerbetriebliche Visualisierungs in Pilotprojekten umgesetzt. Nur etwa 5 bis 20 Prozent der Unternehmen haben erste Initiativen gesetzt .“ Nicht wenige Industriebetriebe haben zudem diese Gehversuche im Bereich der Visualisierung und Vernetzung auch schon wieder beendet. Kostensenkungen und Arbeitserleichterungen waren größtenteils nicht eindeutig nachweisbar.

Oft wird die technische Realisierbarkeit mit der tatsächlichen Umsetzung gleichgesetzt. Doch das ist ein fataler Irrtum. Instandhaltungs-Experte  Günter Loidl von dankl + partner consulting verweist auf den Faktor Mensch: „Nicht die technischen Lösungen sind die Herausforderung, sondern die Einbindung und Qualifizierung der beteiligten Personen.“

Neue Kompetenzen gefragt

Die Umfrage-Ergebnisse belegen: Die Menschen und ihre Kompetenzen spielen die zentrale Rolle beim Gelingen oder Scheitern von Projekten zum Thema Industrie 4.0. Durch die zunehmende Komplexität der Anlagen steigen die Anforderungen speziell an die Instandhalter. Zentrale Herausforderungen sind die Etablierung neuer Arbeitspraktiken und Prozesse (78,5 Prozent) ebenso wie die Abteilungs-übergreifende Kooperation in Einführungs- und operativen Phasen (77,6 Prozent).

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Quelle: instandhaltung40.salzburgresearch.at

KMU haben die Nase vorn

Die angekündigte Revolution ist in der Praxis also eher ein laues Lüftchen als der erwartete Wirbelwind. Und dennoch gibt es interessante Auswirkungen. Kleine, innovative Unternehmen werden die Gewinner dieser Entwicklung sein. So geben etwa 35 Prozent der Studienteilnehmer aus KMU an, mobile Endgeräte bereits in ihrer Instandhaltung zu nutzen, mehr als 60 Prozent dieser Gruppe nutzen zentrale Datenspeicherung in der Instandhaltung, und etwa die Hälfte planen in den kommenden fünf Jahren die Einführung sensorischer Überwachung ihrer Anlagen. Große, internationale Konzerne könnten hier langfristig das Nachsehen haben.

Die lahme Ente sitzt manchmal auch in der Führungsetage.

Zumindest aus Sicht der Instandhaltung lässt sich festhalten: Nur wenn die Unternehmensführung den Mehrwert von Industrie 4.0-Anwendungen erkennt, fördert und aktiv einfordert, wird das Unternehmen von der ‚vierten industriellen Revolution‘ profitieren.

Industrie 4.0

Industrie40_Grafik_web

Grafik (c) Salzburg Research, Wiederverwendung mit Urhebervermerk gestattet

Instandhaltung 4.0

In den kommenden Monaten wird im Rahmen der Forschungsinitiative ‚Instandhaltung 4.0‘ untersucht, wie sich der Trend zur Virtualisierung und Vernetzung auf die Industrie und konkret auf die Instandhaltung auswirkt. Das Forschungsteam erhebt Chancen, Gefahren und Möglichkeiten, die sich aus dem Einsatz von Internet-Technologien ergeben und erstellt daraus eine Forschungs-Road Map für Österreich. Infos zum Projekt: http://instandhaltung40.salzburgresearch.at/

 

Alle Welt schreit 4.0! Die Medien übertrumpfen sich gegenseitig mit verheißungsvollen Berichten zur vierten industriellen Revolution. Eine Salzburger Forschungsinitiative hat näher hingesehen und muss diese Euphorie etwas bremsen.

Wie wirkt sich der Trend zur Virtualisierung und Vernetzung auf die Prozesse, Methoden und Strategien der Instandhaltung aus? Dieser Frage geht die österreichische Sondierungsmaßnahme „Instandhaltung 4.0“ nach. Die Realität ist – noch – ernüchternd, wie die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage zeigen.

Erste Gehversuche brachten nicht das erhoffte Ergebnis

Georg Güntner von der Salzburg Research Forschungsgesellschaft bringt die aktuelle Situation auf den Punkt: „Nach wie vor haben nur wenige Unternehmen innerbetriebliche Visualisierungs in Pilotprojekten umgesetzt. Nur etwa 5 bis 20 Prozent der Unternehmen haben erste Initiativen gesetzt .“ Nicht wenige Industriebetriebe haben zudem diese Gehversuche im Bereich der Visualisierung und Vernetzung auch schon wieder beendet. Kostensenkungen und Arbeitserleichterungen waren größtenteils nicht eindeutig nachweisbar.

Oft wird die technische Realisierbarkeit mit der tatsächlichen Umsetzung gleichgesetzt. Doch das ist ein fataler Irrtum. Instandhaltungs-Experte  Günter Loidl von dankl + partner consulting verweist auf den Faktor Mensch: „Nicht die technischen Lösungen sind die Herausforderung, sondern die Einbindung und Qualifizierung der beteiligten Personen.“

Neue Kompetenzen gefragt

Die Umfrage-Ergebnisse belegen: Die Menschen und ihre Kompetenzen spielen die zentrale Rolle beim Gelingen oder Scheitern von Projekten zum Thema Industrie 4.0. Durch die zunehmende Komplexität der Anlagen steigen die Anforderungen speziell an die Instandhalter. Zentrale Herausforderungen sind die Etablierung neuer Arbeitspraktiken und Prozesse (78,5 Prozent) ebenso wie die Abteilungs-übergreifende Kooperation in Einführungs- und operativen Phasen (77,6 Prozent).

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Quelle: instandhaltung40.salzburgresearch.at

KMU haben die Nase vorn

Die angekündigte Revolution ist in der Praxis also eher ein laues Lüftchen als der erwartete Wirbelwind. Und dennoch gibt es interessante Auswirkungen. Kleine, innovative Unternehmen werden die Gewinner dieser Entwicklung sein. So geben etwa 35 Prozent der Studienteilnehmer aus KMU an, mobile Endgeräte bereits in ihrer Instandhaltung zu nutzen, mehr als 60 Prozent dieser Gruppe nutzen zentrale Datenspeicherung in der Instandhaltung, und etwa die Hälfte planen in den kommenden fünf Jahren die Einführung sensorischer Überwachung ihrer Anlagen. Große, internationale Konzerne könnten hier langfristig das Nachsehen haben.

Die lahme Ente sitzt manchmal auch in der Führungsetage.

Zumindest aus Sicht der Instandhaltung lässt sich festhalten: Nur wenn die Unternehmensführung den Mehrwert von Industrie 4.0-Anwendungen erkennt, fördert und aktiv einfordert, wird das Unternehmen von der ‚vierten industriellen Revolution‘ profitieren.

Industrie 4.0

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Grafik (c) Salzburg Research, Wiederverwendung mit Urhebervermerk gestattet

Instandhaltung 4.0

In den kommenden Monaten wird im Rahmen der Forschungsinitiative ‚Instandhaltung 4.0‘ untersucht, wie sich der Trend zur Virtualisierung und Vernetzung auf die Industrie und konkret auf die Instandhaltung auswirkt. Das Forschungsteam erhebt Chancen, Gefahren und Möglichkeiten, die sich aus dem Einsatz von Internet-Technologien ergeben und erstellt daraus eine Forschungs-Road Map für Österreich. Infos zum Projekt: http://instandhaltung40.salzburgresearch.at/

 

Birgit Strohmeier

Birgit Strohmeier

Leitung Öffentlichkeitsarbeit und Qualitätsmanagement bei der Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH.

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